KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN DER MEDIZIN: GESUNDE ZÄHNE MIT SYSTEM

Dr. Eva-Maria Prey

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey

Veröffentlicht am: 31. Oktober 2022

Lesedauer: 4 Minuten

Vor allem in der Diagnostik leisten digitale Technologien wertvolle Dienste. Beschleunigte Therapieentscheidungen und dadurch mehr Zeit für die Patienten zählen zu den Vorteilen der KI-Anwendungen

Computer, die Menschen nachahmen, Entscheidungen treffen und intelligent reagieren: Was zunächst nach Science-Fiction klingt, ist aus unserem privaten und beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken. In zahlreichen Branchen wird die menschliche Arbeitsleistung durch Künstliche Intelligenz unterstützt. So findet sich KI (englisch AI = artificial intelligence) nicht nur in modernen Sprachassistenten, der Gesichtserkennung des Smartphones oder bei Fahrassistenz-Systemen wieder. Auch die moderne Medizin profitiert bereits immer öfter von Künstlicher Intelligenz. Insbesondere im Bereich der medizinischen Diagnostik spielen digitale Technologien mittlerweile eine wichtige Rolle.

Doch welchen Stellenwert hat KI in der Zahnmedizin? In welchen Bereichen wird sie vorrangig eingesetzt? Welche Vorteile bietet Künstliche Intelligenz und wie wichtig ist in digitalen Zeiten noch das menschliche Know-how? Wir haben uns dem Thema angenommen und Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Die Grundlage von KI-Systemen bilden künstliche neuronale Netze, die von biologischen neuronalen Netzen, wie zum Beispiel dem visuellen Cortex im Gehirn, inspiriert sind. Damit künstliche neuronale Netzwerke zu einem nützlichen Werkzeug werden, müssen diese zunächst ein Learning durchlaufen. So werden sie wiederholt und von menschlicher Hand sowohl mit Datenmengen als auch mit zu erwartenden Ergebnissen gespeist. Ziel dieses sogenannten „überwachten Lernens“ ist es, Muster und Strukturen in bisher nicht gesehenen Daten und Bildern zu erkennen und daraus nützliche Vorhersagen zu treffen. So lernt die KI-Software selbstständig aus den gestellten Aufgaben dazu und wird im Laufe der Zeit immer genauer.

Wie revolutioniert Künstliche Intelligenz die Medizin?

Insbesondere im Bereich der klinischen Diagnostik leisten KI-Systeme heutzutage wertvolle Dienste. Sie unterstützen beispielsweise bei der Früherkennung von Tumoren oder Metastasen die ärztliche Expertise, indem zu bewertende Bilder (MRT- und CT-Aufnahmen) mit tausenden weiteren Bildern verglichen und daraus Diagnosen abgeleitet werden können. So kann KI beispielsweise in der Dermatologie erfolgreich zur Erkennung von schwarzem Hautkrebs und im Bereich der Radiologie bei der Analyse von Röntgenbildern und Computertomogrammen eingesetzt werden. Die Expertise des Arztes oder der Ärztin können KI-Systeme zwar in den seltensten Fällen ersetzen, doch sie bieten einen entscheidenden Vorteil: Bei menschlichen Diagnosen fließen stets subjektive Kriterien, wie Berufserfahrung oder die persönliche Tagesform in die Diagnosestellung ein. – Ein Problem, welches die KI nicht kennt. Daher ist sie ein wertvolles Instrument, um Hand in Hand mit den Mediziner:innen zu arbeiten und die Validität medizinischer Diagnosen im Idealfall zu erhöhen

Wo wird KI in der Zahnmedizin eingesetzt?

Auch die Zahnmedizin sowie die Zahntechnik, profitieren bereits von Künstlicher Intelligenz. Genau wie in der Medizin werden KI-Systeme in der Praxis vor allem in der Bilderkennung und Diagnostik eingesetzt, um Erkrankungen wie Karies oder Parodontitis noch zuverlässiger zu erkennen oder um komplexe Behandlungen digital zu planen. So wird beispielsweise die Karies-Früherkennung neben klassischen Methoden wie Röntgen oder der visuellen Beurteilung mittlerweile durch eine weitere wertvolle Möglichkeit ergänzt: Karies kann heute im Frühstadium erkannt werden, indem der Behandler oder die Behandlerin die Zähne digital scannt, wobei Infrarotstrahlung detektiert werden kann, die von kariösen Läsionen ausgeht. Diese wird dann in digitalen Bilder durch KI für Patient und Behandler sichtbar gemacht.
In der KI-gestützten Röntgenbildanalyse erkennt die Software innerhalb kürzester Zeit Zahnerkrankungen und spart so bei der Auswertung von Röntgenaufnahmen wertvolle Zeit. Diese können Zahnarzt oder Zahnärztin dann zum Beispiel sinnvoll in das Patientengespräch investieren. Auch in der Implantologie oder Endodontie kann Künstliche Intelligenz bei der Planung von Behandlungen bei komplexen anatomischen Verhältnissen sinnvoll unterstützen.

Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich von KI ist die Zahntechnik. In den zahntechnischen Laboren sind intelligente Technologien inzwischen wichtiger Bestandteil bei der Fertigung von Zahnersatz oder Zahnschienen für die Zahnkorrektur.

Was bedeutet KI für die Zahnmedizin?

Zahnmediziner:innen sind hierzulande fachlich sehr gut ausgebildet. Systematisch arbeitende, KI-basierte Algorithmen können sie sinnvoll unterstützen, um die Medizin auf ein standardisiert hohes Niveau zu bringen. Das Ziel dabei: Die optimalste Therapie für den Patienten beziehungsweise die Patientin. Im Praxisalltag beschleunigt KI eine genaue medizinische Diagnose und daraus abgeleitete Therapieempfehlungen. Die Zeit, die das medizinische Personal durch KI-Systeme spart, kommt wiederum dem zwischenmenschlichen Kontakt – nämlich dem guten Verhältnis zum Patienten oder zur Patientin – zu Gute.
Dementsprechend werden moderne Zahnarztpraxen sich stets mit dem neuesten Stand der Technik vertraut machen müssen, um die wachsenden Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz in die eigenen Praxisabläufe zu integrieren. Dennoch können Künstliche Intelligenz und Softwares auch in der Zukunft keinen Arzt und keine Ärztin vollständig ersetzen. Letztlich ist es nach wie vor der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin, welche gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin die finalen Diagnosen und Behandlungsentscheidungen trifft und hierfür die Verantwortung trägt. Die Kombination von menschlichem Know-how und KI ist also vor allem in der Diagnostik die Basis für fundierte Ergebnisse in Zeiten der Digitalisierung.

Das geschulte menschliche Auge bleibt also selbst der neuesten Technik überlegen und wird lediglich durch diese sinnvoll ergänzt. Und: Qualitäten wie Empathie, Fingerspitzengefühl sowie individuelle Gespräche mit den Patienten bleiben auch im 21. Jahrhundert glücklicherweise nach wie vor den Menschen vorbehalten.

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