Emotionale Zahnmedizin: Wieso ein gutes Gefühl beim Arzt gesund macht

Dr. Christin Steinbach

Autorin: Dr. Christin Steinbach

Veröffentlicht am: 27. November 2023

Lesedauer: 4 Minuten

Zeit, Verständnis und der Dialog mit den Patienten sollten nicht nur in Zahnarztpraxen selbstverständlich sein. Immerhin leisten sie einen wichtigen Beitrag für den Behandlungserfolg.

Bei der Wahl der richtigen Zahnarztpraxis spielen emotionale Faktoren für viele Menschen eine große Rolle. So wählen einer englischen Umfrage zu Folge knapp 90 Prozent den Zahnarzt danach aus, ob sie ihm vertrauen können. Ebenso wichtig ist für die Befragten die Fähigkeit des Zahnarztes, Behandlungsabläufe verständlich erklären zu können.

Immer häufiger wird in diesem Zusammenhang über „emotionale Zahnheilkunde“ gesprochen. Aber was ist das eigentlich und sollten Empathie und Respekt im (medizinischen) Alltag nicht ohnehin selbstverständlich sein?

Emotionale Intelligenz: Voraussetzung für emotionale Zahnheilkunde

Emotionale Intelligenz (EI) bezeichnet die Fähigkeit, sowohl die eigenen Gefühle und Bedürfnisse als auch die der Mitmenschen wahrzunehmen und mit ihnen umgehen zu können. Für (zahn-) medizinische Fachkräfte ist die emotionale Intelligenz besonders wichtig, da sich sehr viele Menschen selbst als Angstpatienten bezeichnen. Schließlich ist die Beziehung zum Patienten beziehungsweise zur Patientin maßgeblich für erfolgreiche Behandlungsabläufe. Aber: Vor allem bei angehenden Zahnärzten und Zahnärztinnen scheint dieser Aspekt gemäß einer Studie ausbaufähig zu sein. Nur knapp zwölf Prozent der Studierenden verfügten demnach über eine gute emotionale Intelligenz. Diese allerdings ist Voraussetzung, um das Prinzip der emotionalen Zahnheilkunde in der späteren Praxis umsetzen zu können.

Die gute Nachricht: Emotionale Intelligenz kann – ebenso wie Fachwissen – erlernt werden. Experten gehen sogar davon aus, dass es langfristig sinnvoller und rentabler ist, die eigene emotionale Intelligenz auszubauen, statt in reines Know-how zu investieren. Menschen mit besseren sozialen Fähigkeiten träfen insgesamt vorteilhaftere Entscheidungen, so die Theorie.

Emotionale Zahnheilkunde: ganzheitliche Betrachtung der Patienten

Die emotionale Zahnheilkunde stellt den Menschen individuell in den Mittelpunkt. Zahnerkrankungen werden nicht isoliert diagnostiziert, sondern der Patient als Ganzes betrachtet. Neben den handwerklichen Fähigkeiten des Zahnarztes spielen psychologische Qualitäten eine wichtige Rolle. Diese sind besonders wichtig, wenn Menschen vor schwierigen Eingriffen an den Zähnen stehen oder aufgrund einer Zahnarztangst den Praxisbesuch lange vermieden haben.

Das Ziel der emotionalen Zahnmedizin: das beste Ergebnis für den Patienten auf der Basis von Vertrauen durch Dialog. Patienten und Patientinnen bekommen den Raum, ihre Ängste, Bedenken und Zweifel offen anzusprechen, ohne dass sie be- oder gar verurteilt werden. Der jeweils geeignete Behandlungsansatz bezieht verständnisvoll diese individuellen Aspekte ein. Dazu gehört auch, dass Arzt oder Ärztin komplexe medizinische Sachverhalte verständlich erklären, auf Fragen eingehen und Rücksicht auf etwaige Bedenken nehmen.

Vor allem bei Menschen, die viele Jahre nicht beim Zahnarzt waren – vielleicht auch, weil sie als Angstpatienten diesen Besuch lange Zeit gemieden haben, sorgen Empathie und Verständnis für den ersten Einstieg in den wichtigen Dialog.

Emotionale Zahnmedizin bei langen Zahnarztpausen

Für viele Menschen ist der Besuch beim Zahnarzt keine angenehme Vorstellung, besonders wenn sie zum Beispiel jahrelang nicht mehr dort waren oder bisher schlechte Erfahrungen gemacht haben. Über 60 Prozent der Deutschen haben ein „mulmiges Gefühl“, wenn sie zum Zahnarzt gehen. Zwischen fünf und zehn Prozent vermeiden den Besuch vollständig. Es ist von entscheidender Bedeutung, Hemmschwellen zu überwinden und professionelle Hilfe zu suchen, um die Zahngesundheit nicht langfristig zu vernachlässigen. Die emotionale Zahnheilkunde kann für Menschen mit Zahnarztangst ausschlaggebend für die Angstbewältigung sein.

Ein empathischer Zahnarzt, welcher die emotionalen Bedürfnisse der Patienten ernst nimmt, sowie eine Praxis, die in Fachkompetenz, Teamgeist und Atmosphäre ein stimmiges Gesamtpaket liefert, können Ängste und Unsicherheiten bedeutend reduzieren. Genau diese persönlichen Erfahrungen sind wichtige Schlüssel zur Wiederherstellung der Zahngesundheit sowie zur Förderung des emotionalen Wohlbefindens der Patienten.

Eigenschaften eines guten Zahnarztes/einer guten Zahnärztin:

  1. Empathie: Ein empathischer Zahnarzt versteht die Ängste und Bedenken seiner Patienten und nimmt sich Zeit, ihnen zuzuhören.
  2. Fachkompetenz: Die fachliche Qualifikation eines Zahnarztes ist von entscheidender Bedeutung. Ein kompetenter Zahnarzt sollte auf dem neuesten Stand der Zahnmedizin sein, sein Handwerk souverän beherrschen und moderne Behandlungsmethoden anbieten.
  3. Kommunikationsfähigkeiten: Ein guter Zahnarzt sollte in der Lage sein, komplexe medizinische Informationen verständlich zu vermitteln. Dies gibt den Patienten das Gefühl, die Kontrolle über ihre Gesundheit zu haben.
  4. Geduld und Verständnis: Der Zahnarztbesuch kann für viele Menschen eine stressige Erfahrung sein. Ein geduldiger Zahnarzt, der Verständnis für die Bedürfnisse seiner Patienten zeigt, kann den Prozess erheblich erleichtern.

Emotionale Zahnmedizin als Schlüssel zum Wohlbefinden

Fakt ist: Schaffen es Zahnarzt oder Zahnärztin nicht, eine emotionale Beziehung zum Patienten oder zur Patientin aufzubauen, wird die erfolgreiche Durchführung der zahnmedizinischen Behandlung selbst für den besten Mediziner schwer.

Die emotionale Zahnmedizin markiert einen Paradigmenwechsel in der Zahnheilkunde. Sie geht über die rein physische Behandlung hinaus und betrachtet den Menschen als Ganzes. Ein guter Zahnarzt vereint nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Patienten. Eine angenehme Praxisatmosphäre und ein vertrauensvolles Verhältnis tragen dazu bei, dass sich Patienten gut aufgehoben fühlen, und motiviert etwas zur eigenen Mundgesundheit beitragen möchten. – Auch, wenn sie dafür teils unangenehme, aber notwendige Behandlungsschritte durchlaufen müssen.

Zahnarztpraxen, welche die Prinzipien der „emotionalen Zahnmedizin“ umsetzen, kreieren eine angst- und stressfreie Atmosphäre. Dies kann durch eine freundliche wertschätzende Begrüßung bei Betreten der Praxis, Liebe zum Detail bei der Praxiseinrichtung, angenehme Musik oder die Bereitstellung von Ablenkungsmöglichkeiten während der Behandlung erreicht werden. Ein patientenzentrierter Ansatz, der das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt, fördert nicht nur die psychische Gesundheit, sondern trägt auch zur Erhaltung der Zahngesundheit bei.

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