Mikrobiom im Mund: Gute Bakterien für unsere Gesundheit

Dr. Eva-Maria Prey

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey

Veröffentlicht am: 17. Mai 2024

Lesedauer: 4 Minuten

Hinter einem gesunden Mund verbirgt sich ein komplexes Ökosystem von Bakterien.

Das orale Mikrobiom: Zugegeben, der wissenschaftliche Begriff für die Mundflora ist im normalen Sprachgebrauch etwas sperrig. Die Wirkung des Mikrobioms im Mund ist dafür aber umso wichtiger. Ob zum Schutz vor Karies oder vor Zahnfleisch- sowie Allgemeinerkrankungen: Das orale Mikrobiom ist ein wertvoller und unverzichtbarer Bestandteil unserer Immunabwehr.

Was ist das orale Mikrobiom?

Als Mikrobiom wird das komplexe Ökosystem der auf der Haut oder Schleimhaut lebenden Bakterien bezeichnet. Viele Menschen kennen den Begriff im Zusammenhang mit dem Darm. So gibt es im Handel zahlreiche Präparate, um die Darmflora beziehungsweise das Darmmikrobiom gesund zu halten oder wiederaufzubauen. Wie wichtig das orale Mikrobiom ist, wissen die meisten von uns dagegen nicht. In aktuellen Studien rückt das Mund-Mikrobiom verstärkt in den Fokus. – Zu Recht, denn immer wieder wird deutlich: Der Mund spielt eine wichtige Rolle in der ersten Abwehr von aufgenommenen Keimen.

Etwa 800 bis 1.000 verschiedene Bakterien-Stämme leben in unserer Mundhöhle. Hierbei muss zwischen förderlichen und schädlichen Mikroben unterschieden werden. Die schädlichen Bakterien ernähren sich von Zucker. Dadurch entstehen Säuren, welche die Zähne angreifen und zu Karies führen können. Hauptverantwortlich ist der so genannte Karies-Leitkeim – streptococcus mutans.

Ebenso wie in der Darmflora gibt es auch im Mund für den Menschen wichtige Bakterien. Sie bilden eine natürliche Barriere gegen Krankheitserreger und sind der Beginn unseres Verdauungssystems. Eine gestörte Mundflora gefährdet nicht nur die Mund- und Zahngesundheit. Der gesamte Organismus kann darunter leiden. So besteht Studien zufolge ein Zusammenhang zwischen dem oralen Mikrobiom und Diabetes, Herzkrankheiten, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Alzheimer.

Wodurch wird das Mikrobiom im Mund beeinflusst?

Eine sorgfältige Mundhygiene ist ausschlaggebend für ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen guten und schädlichen Mikroorganismen in der Mundhöhle. Verschiedene Faktoren bringen das orale Ökosystem schnell aus der Balance: eine unausgewogene Ernährung, übermäßiger Zuckerkonsum, Rauchen und Alkohol sowie schlechte Zahnpflege fördern die Anzahl schädlicher Keime. Zucker beispielsweise bietet ihnen jede Menge Nahrung und Alkohol verhindert das Wachstum der guten Bakterien. Auch Medikamente wie Antibiotika, Cortison oder eine Chemotherapie stören das mikrobielle Gleichgewicht. Ein schwaches Immunsystem, hormonelle Störungen und bestimmte Mundspülungen beeinflussen ebenfalls die Mundflora des Menschen. Besondere Vorsicht ist bei der antiseptischen Mundspüllösung Chlorhexidin geboten: Da der Wirkstoff das orale Mikrobiom bei unsachgemäßer Anwendung negativ beeinflussen kann, sollte Chlorhexidin nur bei medizinischer Indikation und für einen begrenzten Zeitraum in Absprache mit Zahnarzt oder Zahnärztin verwendet werden.

Häufige Entzündungen des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparats (Parodontitis/Gingivitis) sowie Karies können ein Hinweis auf eine gestörte Mundflora sein. Darüber hinaus können Aphten, Pilzinfektionen der Mundschleimhaut und Mundgeruch ein Alarmsignal sein. Da diese Symptome auch andere Ursachen haben können, sollten sie in jedem Fall in der Zahnarztpraxis abgeklärt werden.

Wie kann ich mein Mikrobiom im Mund fördern?

Die häusliche Mundhygiene ist entscheidend, um ein gesundes Mundmikrobiom langfristig gesund zu erhalten. Dazu zählen zweimal tägliches, gründliches Zähneputzen sowie saubere Zahnzwischenräume. Eine alkoholfreie Mundspülung kann unterstützend wirken, um schädliche Bakterien zu bekämpfen. Mit einem Zungenschaber werden zusätzlich Zungenbeläge effektiv entfernt, um das Wachstum von schädlichen Mikroorganismen zu reduzieren. Durch die professionelle Zahnreinigung – mindestens einmal jährlich – werden auch schwer zugängliche Stellen von Belägen befreit.

Neben der richtigen Mundhygiene ist eine gesunde Ernährung entscheidend für ein ausgeglichenes Mikrobiom. Ballaststoffe, Obst, Gemüse, mageres Eiweiß: All das, was gut für unseren Darm ist, fördert ebenso die Gesundheit des oralen Mikrobioms. Auch Probiotika können das Mund-Mikrobiom positiv beeinflussen. Sie enthalten jede Menge gute Bakterienarten, die natürlicherweise im Mund vorkommen. Probiotika gibt es als Mundspülungen, Zahnpasten, Kaugummis oder Lutschtabletten. Sie können die tägliche Mundhygiene nicht ersetzen, aber ergänzen. Aktuell wird geforscht, wie sinnvoll sie tatsächlich sind. Nicht alle Produkte auf dem Markt haben sich als wirksam erwiesen. Daher sollte vor der Einnahme von Probiotika für den Mund mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin gesprochen werden.

Ein gesundes Gleichgewicht zwischen förderlichen und schädlichen Bakterien im Mundraum ist essenziell, um Zahn- und allgemeinen Krankheiten vorzubeugen. Zahlreiche Faktoren wie die Mundhygiene, die Ernährung, der Lebensstil sowie Medikamente beeinflussen das Gleichgewicht des Mundmikrobioms. Probiotika sind eine – in ihrer Wirkung nicht belegte – Möglichkeit, um die Mundflora zu unterstützen. Doch viel wichtiger sind eine gute Mundhygiene, eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder, nikotinfreier Lebensstil mit mäßigem Alkoholkonsum. Damit halten wir nicht nur unser orales Mikrobiom in einer stabilen Balance, sondern sorgen insgesamt für ein gutes Allgemeinempfinden.

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