Diabetes und Zähne: Das sollten Betroffene wissen

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey
Veröffentlicht am: 11. Juni 2025
Zuletzt aktualisiert: 2. Juli 2025
Diabetes beeinflusst den ganzen Körper. Auch auf Zähne und Zahnfleisch wirkt sich die chronische Stoffwechselerkrankung aus. Fundierte Informationen und aktive Vorsorge leisten einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung der Zahngesundheit.
Das Wichtigste in Kürze
Warum wird in der Zahnarztpraxis nach Diabetes gefragt?
Weil Diabetes die Mundgesundheit beeinflusst – z. B. durch erhöhtes Risiko für Entzündungen oder schlechtere Wundheilung. So kann die Behandlung optimal angepasst werden.
Welche Auswirkungen hat Diabetes auf die Zähne?
Höheres Risiko für Parodontitis, Karies, Mundtrockenheit und Infektionen – vor allem bei schlecht eingestelltem Blutzucker.
Wie können Diabetiker ihre Zähne schützen?
Durch gute Blutzuckerkontrolle, gründliche Mundpflege, regelmäßige Vorsorge und professionelle Zahnreinigung.
Was hilft bei Mundtrockenheit?
Viel trinken, zuckerfreie Kaugummis kauen, Speichelfluss fördern – bei Bedarf spezielle Mundpflegeprodukte nutzen.
Was ist besonders wichtig?
Frühzeitig vorsorgen, Warnsignale ernst nehmen und den Zahnarzt über die Diabetes-Erkrankung informieren – so lassen sich langfristig Schäden vermeiden.
Was ist besonders wichtig?
Mehr als acht Millionen Menschen in Deutschland mit der Diagnose Diabetes Mellitus. – Und jedes Jahr kommen gut 600.000 hinzu. Damit zählt Diabetes hierlande zu den Volkskrankheiten. Am weitesten verbreitet ist Diabetes Typ 2. – 95 Prozent der Betroffenen leiden darunter.
Was viele nicht wissen: Diabetes hat nicht nur Auswirkungen auf Organe wie Herz, Nieren oder Augen – auch die Zahngesundheit leidet. Entzündungen im Mund, Zahnfleischprobleme und ein erhöhtes Risiko für Parodontitis treten bei Diabetiker:innen deutlich häufiger auf. Die Verbindung zwischen Blutzuckerspiegel und Mundgesundheit ist eng. Wer gut informiert ist und aktiv vorsorgt, kann jedoch viel für den Erhalt seiner Zahngesundheit tun. Moderne Prophylaxe und eine enge Zusammenarbeit mit Zahnarzt oder Zahnärztin machen es möglich, Entzündungen frühzeitig zu erkennen und die Zähne langfristig gesund zu erhalten.
Nachfolgend gibt es die wichtigsten Informationen dazu, weshalb Zähne bei Diabetes besondere Aufmerksamkeit brauchen, welche Warnzeichen ernst zu nehmen sind und wie eine gute zahnmedizinische Vorsorge aussieht.
Warum fragen der Zahnarzt oder die Zahnärztin nach Diabetes?
Wenn beim Zahnarztbesuch das Thema „Diabetes“ aufkommt, fragen sich viele Patient:innen: Was hat mein Blutzucker mit meinen Zähnen zu tun? Die Antwort: eine ganze Menge!
Zahnärzt:innen beziehen chronische Allgemeinerkrankungen wie Diabetes ganz bewusst in die Anamnese ein – also in die Erhebung der gesundheitlichen Vorgeschichte. Der Grund: Diabetes mellitus wirkt sich direkt auf die Mundgesundheit aus. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen machen, den Speichelfluss verändern und die Wundheilung verlangsamen. All das beeinflusst sowohl die zahnärztliche Behandlung als auch die notwendige Prophylaxe – und sollte daher unbedingt bekannt sein.
Besonders relevant ist das Thema bei Parodontitis, der chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats. Menschen mit Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko, daran zu erkranken – oft verläuft die Erkrankung zudem schwerer und mit schnelleren Fortschritten.
Studien zeigen: Je schlechter der Blutzucker eingestellt ist, desto stärker ist meist auch die Parodontitis. Umgekehrt kann eine unbehandelte Entzündung im Mund die Blutzuckereinstellung negativ beeinflussen – ein Wechselspiel, das sich mit individueller Betreuung gut steuern lässt.
Gut zu wissen: Wenn Zahnärzte also nach Diabetes fragen, ist das kein „Abhaken einer Checkliste“, sondern ein entscheidender Schritt, um die Mundgesundheit gezielt zu schützen. Sie können dadurch:
- Entzündungen im Mundraum frühzeitig erkennen und gezielt behandeln
- eine sanfte und auf Sie abgestimmte Therapie planen (z. B. bei chirurgischen Eingriffen)
- die Nachsorge individuell gestalten – etwa mit kürzeren Kontrollintervallen oder angepasster Professioneller Zahnreinigung
- bei ungewöhnlichen Befunden (z. B. schlechter Wundheilung) gezielt zur weiteren Abklärung raten
Gerade weil viele Wechselwirkungen zwischen Zähnen und Stoffwechsel nicht auf den ersten Blick sichtbar sind, ist der offene Austausch zwischen Behandler:innen und Patient:innen wichtig. Je mehr Zahnarzt beziehungsweise Zahnärztin über die gesundheitliche Situation wissen, desto besser kann er oder sie die Patienten und Patientinnen begleiten. Oberstes Ziel: die Zähne möglichst lange gesund zu halten!
Welche Auswirkungen hat Diabetes auf die Zahngesundheit?
Ein schlecht eingestellter Diabetes kann verschiedene Folgen für Zähne und Zahnfleisch haben. Hohe Blutzuckerwerte schwächen das Immunsystem und begünstigen Entzündungen – das betrifft auch den Mundraum. Zudem führen die Veränderungen im Stoffwechsel häufig zu weniger Speichelfluss und einem erhöhten Zuckeranteil im Speichel, was das Wachstum von Bakterien fördert.
All das macht Zähne und Zahnfleisch anfälliger für Erkrankungen. Zu den wichtigsten Auswirkungen von Diabetes auf die Zahngesundheit zählen:
- Erhöhtes Parodontitis-Risiko: Menschen mit Diabetes haben ein bis zu dreifach höheres Risiko, an Parodontitis (chronische Entzündung des Zahnhalteapparates) zu erkranken. Zahnfleischentzündungen treten bei Diabetikern nicht nur häufiger, sondern oft auch schwerer auf als bei Stoffwechselgesunden. Unbehandelt kann eine Parodontitis zu Zahnlockerungen und letztlich Zahnverlust führen – außerdem erschwert sie die Blutzuckereinstellung, was zu einem gegenseitigen negativen Kreislauf führen kann.
- Mehr Karies durch hohen Blutzucker: Durch die veränderte Speichelzusammensetzung und häufigere Mundtrockenheit steigt bei Diabetiker:innen auch die Gefahr von Karies. Speichel dient normalerweise dazu, die Zähne zu reinigen und schädliche Säuren zu neutralisieren. Bei trockenem Mund fehlt dieser Schutz, so dass säureproduzierende Bakterien den Zahnschmelz leichter angreifen können. Zudem kann ein höherer Zuckerspiegel im Blut und Speichel das Wachstum kariesverursachender Bakterien begünstigen.
- Mundtrockenheit: Diabetes geht oft mit vermindertem Speichelfluss einher, was zu Mundtrockenheit (Xerostomie) führt. Fehlt der schützende Speichel, fühlen sich Mund und Rachen trocken an – Bakterien und andere Keime können sich dann leichter vermehren. Diabetiker neigen daher häufiger zu Infektionen der Mundschleimhaut, zum Beispiel Pilzinfektionen wie Mundsoor. Auch Mundwinkelrhagaden (Einrisse in den Mundwinkeln) und Zungenbrennen können durch den trockenen Mund begünstigt werden.
- Verzögerte Wundheilung: Wunden im Mund heilen bei Menschen mit schlecht eingestelltem Diabetes oft langsamer. Nach zahnärztlichen Eingriffen (z. B. Zahnentfernungen oder Implantationen) ist das Gewebe durch den hohen Blutzucker weniger gut durchblutet und die Immunabwehr geschwächt. Dadurch steigt auch das Risiko von Infektionen oder Komplikationen in der Heilungsphase. Eine gute Blutzuckerkontrolle und sorgfältige Nachsorge sind daher besonders wichtig, damit alles gut verheilt.
Hinweis: Die meisten dieser Probleme treten vor allem bei unzureichend eingestelltem Diabetes auf. Wenn der Blutzucker stabil ist und man die richtige Pflege betreibt, lassen sich viele Risiken deutlich reduzieren – dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Wie können Diabetiker:innen ihre Zähne schützen?
Die gute Nachricht: Betroffene können selbst bereits eine ganze Menge dafür tun, um Zähne und Zahnfleisch trotz Diabetes gesund zu erhalten. Neben einer guten Blutzuckereinstellung kommt es vor allem auf gezielte, präventive Zahnpflege an. Folgende Maßnahmen leisten einen wichtigen Beitrag, um die Mundgesundheit zu schützen:
- Blutzucker gut einstellen: Eine konsequente Diabetes-Therapie bildet die Grundlage für gesunde Zähne. Ein gut eingestellter Blutzucker (HbA₁c im Zielbereich) verringert das Risiko für Entzündungen im Mund deutlich. Versuchen Sie, große Blutzuckerschwankungen zu vermeiden und halten Sie Ihren Langzeitblutzucker möglichst im empfohlenen Bereich. Je stabiler Ihr Diabetes, desto besser kann sich auch Ihr Zahnfleisch gegen Bakterien wehren. Umgekehrt kann eine erfolgreiche Parodontitis-Behandlung sogar dazu beitragen, die Blutzuckerwerte zu verbessern.
- Gründliche Mundhygiene: Achten Sie auf eine sorgfältige Zahnpflege. Putzen Sie mindestens zweimal täglich Ihre Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta und reinigen Sie einmal täglich die Zahnzwischenräume (z. B. mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen). So entfernen Sie Zahnbelag (Plaque), der sonst Bakterien beherbergt. Ergänzend kann eine antibakterielle Mundspülung sinnvoll sein. Achten Sie auf ein alkoholfreies Präparat, da Alkohol die Mundtrockenheit verstärken kann. Fragen Sie Ihr Lieblings-Zahnarzt-Team, welche Pflegeprodukte für Sie empfehlenswert sind.
- Regelmäßiger Zahnarztbesuch: Nehmen Sie die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen unbedingt regelmäßig wahr. Als Diabetiker:innen sollten Sie mindestens zweimal jährlich zur Kontrolle und für die professionelle Zahnreinigung in die Zahnarztpraxis gehen. Dort wird Ihr Zahnfleisch auf Entzündungen geprüft (z. B. mittels Parodontal-Screening-Index) und Beläge werden gründlich entfernt. Ihr Zahnarzt beziehungsweise Ihre Zahnärztin kann auf diese Weise Probleme frühzeitig erkennen und behandeln. Je eher eine beginnende Parodontitis therapiert wird, desto größer ist die Chance, dass Zähne erhalten werden können – oft verbessert sich durch die Behandlung sogar die Blutzuckerkontrolle.
- Nicht rauchen: Falls Sie rauchen, versuchen Sie Ihrem Körper zuliebe damit aufzuhören. Es lohnt sich! Rauchen ist für die Zahngesundheit Risikofaktor Nummer eins – insbesondere in Kombination mit Diabetes. Tabakrauch verschlechtert die Durchblutung im Zahnfleisch und schwächt die Abwehr, wodurch Parodontitis viel häufiger auftritt. Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt sein Erkrankungsrisiko deutlich, und eine bereits bestehende Entzündung im Mund kann viel schneller abheilen. Ihr Zahnfleisch und auch Ihr Blutzucker werden es Ihnen danken.
- Warnsignale ernst nehmen: Achten Sie auf Anzeichen von Zahnfleischproblemen und reagieren Sie frühzeitig. Zahnfleischbluten zum Beispiel sollte niemals auf die leichte Schulter genommen werden! Wenn Ihr Zahnfleisch häufiger blutet, steckt praktisch immer eine Entzündung dahinter, die vom Zahnarzt behandelt werden sollte. Werden solche Warnsignale ignoriert, kann sich die Entzündung ausbreiten und den Zahnhalteapparat schädigen. Im Klartext heißt das: Gehen Sie lieber früher als später zum Zahnarzt beziehungsweise zur Zahnärztin, wenn Ihnen etwas am Zahnfleisch oder an den Zähnen ungewöhnlich vorkommt – so lassen sich größere Schäden und aufwändige Behandlungen vermeiden.
Gut informiert, besser geschützt: Zahngesundheit bei Diabetes
Diabetes und Zahngesundheit sind eng miteinander verbunden – doch das bedeutet nicht, dass Probleme vorprogrammiert sind. Wer gut informiert ist und die richtige Vorsorge trifft, kann viel dafür tun, dass Zähne und Zahnfleisch gesund bleiben.
Eine gute Blutzuckereinstellung, eine konsequente Zahnpflege zu Hause und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt bilden dabei das Fundament. Wichtig ist auch: Sprechen Sie offen über Ihre Diabetes-Erkrankung – so kann Ihr Zahnarzt/Ihre Zahnärztin auf individuelle Bedürfnisse eingehen und gezielt unterstützen.
Ob Kontrolluntersuchung, Prophylaxe oder Beratung zu speziellen Pflegeprodukten: An unseren Lieblings-Zahnarzt-Standorten sind wir gerne für Sie da. Vereinbaren Sie jetzt Ihren nächsten Kontrolltermin – für ein gesundes Lächeln, das bleibt!
Finden Sie Ihren Lieblings-Zahnarzt Standort