Zähne röntgen: Antworten auf 5 häufige Fragen

Dr. Christin Steinbach

Autorin: Dr. Christin Steinbach

Veröffentlicht am: 16. April 2024

Lesedauer: 6 Minuten

Zahnmedizin ist ohne bildgebende Verfahren nicht möglich. Doch warum sind diese so wichtig und wie oft ist zahnärztliches Röntgen überhaupt sinnvoll?

Die Medizin ohne Röntgen? Nicht vorstellbar! Die von Wilhelm Conrad Röntgen 1895 zufällig entdeckte unsichtbare Strahlung revolutionierte die Diagnostik. Sie zählt zu den berühmtesten Erkenntnissen der wissenschaftlichen Geschichte. Vor allem in der Zahnmedizin spielt (digitales) Röntgen eine unersetzliche Rolle. In den letzten Jahrzehnten konnte die Strahlenbelastung durch die Untersuchung deutlich gemindert werden. Nach wie vor hat Strahlenschutz für Patienten und Patientinnen in Zahnarztpraxen oberste Priorität.

Was ist Röntgenstrahlung und welche zahnärztlichen Röntgenaufnahmen gibt es?

Röntgenstrahlen sind elektromagnetische Strahlen, die mithilfe einer Röntgenröhre technisch erzeugt werden. Über einen Tubus werden die Röntgenstrahlen gezielt auf den zu untersuchenden Bereich des Körpers gerichtet. Die elektromagnetischen Wellen durchdringen den menschlichen Körper. Im konventionellen Röntgenverfahren treffen die Strahlen nach Durchqueren des Körpers auf einen Film, während sie im digitalen Röntgen auf eine Speicherfolie oder einen Sensor treffen. Dabei entsteht ein Bild, welches für die medizinische Diagnostik herangezogen wird. Die unterschiedlich dichten Gewebe des menschlichen Körpers absorbieren die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark.

In der Zahnmedizin werden verschiedene Arten von Röntgenaufnahmen eingesetzt:

  1. Panoramaschichtaufnahme: Diese Aufnahme zeigt einen breiten Überblick über das gesamte Gebiss, einschließlich der Zähne, Kieferknochen, Nasennebenhöhlen und der Kiefergelenke. Panoramaröntgenaufnahmen werden häufig für die allgemeine Diagnose, die Beurteilung der Knochenstruktur und die Planung von Zahnimplantaten verwendet.
  2. Intraorale Röntgenaufnahmen (sogenannter „Zahnfilm“): Diese Aufnahmen werden innerhalb des Mundes gemacht und bieten detaillierte Ansichten einzelner Zähne und ihrer Wurzeln. Zu den häufig verwendeten intraoralen Röntgenaufnahmen gehören die Bissflügelaufnahme und die Einzelzahnaufnahme. Sie werden zur Diagnose von Karies, Zahnwurzelproblemen und anderen oralen Erkrankungen eingesetzt.
  3. Digitales Volumentomogramm (DVT): Diese hochauflösende 3D-Bildgebungstechnologie ermöglicht eine detaillierte Darstellung des Kiefers und der umliegenden Strukturen in allen Dimensionen. Das DVT wird meist für die präzise Planung von Implantaten, für die Diagnose von Kiefergelenkproblemen und zur Beurteilung komplexer anatomischer Strukturen verwendet.
  4. Lateralaufnahme: Die laterale Röntgenaufnahme zeigt den Kiefer und die Zähne von der Seite. Sie wird häufig in der Kieferorthopädie zur Beurteilung des Wachstums und der Entwicklung des Kiefers, der Position der Zähne und der Atemwege verwendet.
  5. Kiefergelenk-Aufnahme: Hierdurch werden das Kiefergelenk und die umliegenden Strukturen dargestellt. Sie wird zur Diagnose von Kiefergelenkproblemen wie Arthritis, Diskusproblemen und Verspannungen eingesetzt.

Warum ist zahnärztliches Röntgen wichtig?

Röntgenaufnahmen liefern wertvolle Informationen über den Zustand der Zähne und des Knochens beziehungsweise der Knochendichte. Mit ihrer Hilfe können Probleme wie Karies, Zahnwurzelinfektionen, Zysten und Tumore und weitere Entzündungsherde frühzeitig entdeckt werden – noch bevor sie für die Betroffenen spürbar sind. Durch die Bildgebung erhält der Zahnarzt eine detaillierte Analyse der individuellen Anatomie der Zähne, einschließlich ihrer Wurzellänge und des Verlaufs der Nervenkanäle. Zudem können Risse, Entzündungen und das Vorhandensein von Konkrementen (Zahnstein) sichtbar werden.

Größere Schäden an den Zähnen können durch frühzeitige und regelmäßige Röntgenuntersuchungen meist vermieden werden. Darüber hinaus ermöglichen es Röntgenbilder, den Zustand von Zahnersatz und Zahnfüllungen zu beurteilen. Potenzielle Probleme wie undichte Randschlüsse, Brüche oder Lockerungen werden dadurch sichtbar. Auch bei der Behandlungsplanung wird die Röntgendiagnostik eingesetzt. Sie ist unerlässlich für die Vorausplanung von Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen, Implantaten sowie von kieferorthopädischen Maßnahmen. Nach der Behandlung wird mittels Röntgenaufnahmen der Heilungsprozess überwacht und sichergestellt, dass die durchgeführten Schritte erfolgreich waren.

Wie häufig macht zahnärztliches Röntgen Sinn?

Die empfohlene Häufigkeit zahnärztlicher Röntgenaufnahmen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier spielt die individuelle Mundgesundheit eine große Rolle. Ist ein Patient beziehungsweise eine Patientin besonders anfällig für Karies, sollten die Zähne regelmäßig – beispielsweise jährlich – geröntgt werden. Damit kann eine (beginnende) Karies im Frühstadium auch an den nicht sichtbaren Stellen gefunden werden.

Zudem können bestimmte Situationen eine Röntgenaufnahme nötig machen: Bei einem Zahnarztwechsel verschafft sich die neue Praxis in der Regel einen Überblick über den aktuellen Zustand von Zähnen und Knochen. Alternativ können vorhandene Röntgenbilder bei der vorherigen Zahnarztpraxis angefordert werden. Für Kinder und Jugendliche müssen teils häufiger Röntgenaufnahmen angeordnet werden, da ihre Zähne und Kiefer noch nicht voll entwickelt sind. Außerdem sind Röntgenbilder vor Eingriffen wie Wurzelbehandlungen, Zahnersatz, Implantationen oder Zahnextraktionen sinnvoll.

Wie riskant ist die Strahlenbelastung beim Röntgen?

Die elektromagnetischen Wellen in der Röntgenstrahlung sind sehr energiereich und in der Lage, chemische Bindungen aufzubrechen. Wenn der Körper beim Röntgen der Strahlung ausgesetzt wird, geht ein kleiner Teil der Strahlung auf den Körper über. Zellen und Erbsubstanz können Schaden nehmen. Solche Schäden bergen ein minimales, wenn auch potenzielles Risiko für die Entstehung von Zellveränderungen. Besonders digitales Röntgen sondert die minimalst mögliche Dosis ab.

Die relative Beurteilbarkeit von Röntgenaufnahmen lässt sich am besten anhand eines Vergleichs veranschaulichen:

• Eine Einzelaufnahme eines Zahnes verursacht etwa 5 µSv.
• Ein Tag auf der Erde unterliegt einer natürlichen kosmischen und Bodenstrahlung von etwa 10 µSv.
• Eine 10-stündige Flugreise beläuft sich auf ungefähr 50 µSv.
• Die jährliche Strahlenbelastung durch Lebensmittel beträgt etwa 400 µSv.
• Eine Computertomographie (CT) des Kopfes entspricht etwa 2.000 µSv.
• Ein Jahr auf der Erde bedeutet eine Gesamtstrahlenbelastung von etwa 4.000 µSv laut ENS.
• Ab einer Strahlenbelastung von 100.000 µSv können Veränderungen an Blutzellen auftreten.

Angesichts der kumulativen Natur von Strahlenbelastungen wurde eine jährliche Obergrenze definiert, die zusätzlich zur natürlichen Strahlenbelastung nicht überschritten werden sollte: Sie beträgt 1.000 µSv. Dies entspricht einem Hundertstel der Strahlenbelastung, ab der erste minimale Veränderungen an Blutzellen auftreten.
Hier wird deutlich, dass die Einzelaufnahme eines Zahnes in diesem Vergleich eine deutlich vernachlässigbare Rolle spielt. Der diagnostische Nutzen überwiegt also das potenzielle Risiko.

Strahlenschutz hat in der Medizin allgemein, aber auch in der Zahnmedizin höchste Relevanz. Zahnärzte sowie das Fachpersonal in der Praxis müssen während der Ausbildung eine besondere Fachkunde im Bereich Strahlenschutz erlangen. Gemäß aktueller Röntgenverordnungen muss diese in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden.

Zwei Grundsätze bestimmen das Vorgehen im Praxisalltag:

a) Jede Strahlenanwendung muss gerechtfertigt sein.
b) Für jede Anwendung ist das „ALARA-Prinzip“ zu berücksichtigen: „As Low As Reasonably Achievable“.

Beispielsweise muss der Abstand zu einer radioaktiven Quelle so groß wie möglich, die Abschirmung so effektiv wie möglich und die Aufenthaltsdauer so kurz wie möglich sein. Um die Strahlendosis für den Patienten möglichst klein zu halten, sind optimale patientenspezifische Geräteeinstellungen fest vorgeschrieben. Zudem müssen unnötige Aufnahmen (Bildqualität) vermieden sowie geeignete Schutzausrüstung (Strahlenschutzweste, Strahlenschutzschild) verwendet werden.

Wie kann ich mich vor negativen Wirkungen von Röntgenstrahlung schützen?

Grundsätzlich werden Röntgenaufnahmen nur dann durchgeführt, wenn diese aus medizinischer Sicht absolut notwendig sind. Ein Beratungsgespräch mit dem Zahnarzt verdeutlicht den Sinn sowie den persönlichen Nutzen der Diagnostik. Auch ein Röntgenpass ist empfehlenswert. Dieser liefert einen Überblick über vergangene Aufnahmen. Unnötige Wiederholungen von Untersuchungen sollten vermieden werden – auch, wenn es um ärztliche Zweitmeinungen geht. Hierfür können erstellte Röntgenaufnahmen von anderen Praxen angefordert und weiterverwendet werden. Bei Schwangeren sollte im Allgemeinen aufs Röntgen verzichtet werden, stellt im Akutfall bei maximaler Schutzausrüstung aber auch kein Risiko dar.

FAZIT: Zahnärztliches Röntgen ist ein wichtiges diagnostisches Instrument in der modernen Zahnmedizin. Zahnärzte und Zahnärztinnen können mittels der Bildgebung präzise Diagnosen stellen und individuelle Behandlungspläne entwickeln. Dennoch müssen die potenziellen Risiken von Röntgenstrahlung berücksichtigt werden. Durch angemessene Schutzmaßnahmen wird die Strahlenexposition absolut minimiert. Der Nutzen der Röntgenuntersuchungen wiegt deutlich mehr als potenzielle Risiken. Zudem können diese dank moderner Technologien heutzutage auf ein Minium reduziert werden.

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