Empfindliche Zähne: Ursachen & Behandlung
Autorin: Dr. Eva-Maria Prey
Veröffentlicht am: 11. Dezember 2024
Wenn die Zähne überempfindlich auf Reize reagieren, ist das nicht nur belastend im Alltag. Empfindliche Zähne können ein erster Hinweis auf Zahnerkrankungen sein und sollten stets medizinisch abgeklärt werden.
Wenn es plötzlich zieht oder sticht: Schätzungsweise jeder Dritte empfindet beim Genuss von Eis oder Tee sowie beim Einatmen von kalter Luft Schmerzen. Die Zähne sind überempfindlich und reagieren extrem auf kalte oder heiße Reize. Fachleute sprechen von Dentinhypersensibilität. Die häufigste Ursache: Das Zahnfleisch bildet sich zurück – entweder durch Zahnfleischentzündungen oder durch falsche Zahnputztechniken. So wird das darunterliegende Zahnbein (Dentin) freigelegt. Dieses enthält winzige Kanälchen, die Reize wie Wärme, Kälte oder Berührung direkt an den Zahnnerv weiterleiten. Es kommt zu den typischen blitzartigen Zahnschmerzen.
Warum tun meine Zähne weh? – Hauptursachen für empfindliche Zähne
Parodontitis – die entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats – gehört zu den häufigen Ursachen für empfindliche Zähne. Hierbei entzündet sich das Zahnfleisch, was oftmals dazu führt, dass das Gewebe zurückgeht. Durch den Zahnfleischrückgang werden die empfindlichen Zahnhälse freigelegt, die normalerweise vom Zahnfleisch geschützt sind.
Aggressives Zähneputzen, säurehaltige Lebensmittel oder das unbewusste Zähneknirschen (Bruxismus) können ebenfalls erheblich zum Verschleiß des Zahnschmelzes beitragen. In der Folge kann sich auch hier das Zahnfleisch zurückziehen, wodurch empfindliche Zahnhälse freiliegen. Die natürliche Schutzbarriere der Zähne ist dann geschwächt, was Schmerzen bei Temperatur- oder Druckreizen begünstigt. Auch Karies oder undichte Zahnfüllungen können dazu führen, dass das darunterliegende Dentin freigelegt wird und Reize schneller als sonst an den Zahnnerv weitergeleitet werden. Darüber hinaus können zahnärztliche Behandlungen wie eine professionelle Zahnreinigung, ein Bleaching oder das Einsetzen von Kronen die Zähne vorübergehend empfindlicher machen. In diesen Fällen beruhigt sich der Zahn aber in der Regel nach kurzer Zeit wieder.
Was kann ich bei empfindlichen Zähnen tun? – Behandlungsmöglichkeiten
Empfindliche Zähne können den Alltag enorm belasten. Aus zahnärztlicher Sicht lassen sich diese jedoch behandeln und die Beschwerden deutlich mindern. So gibt es spezielle Zahnpasten für schmerzempfindliche Zähne. Diese enthalten Kaliumnitrat oder Fluorid, die dazu beitragen, die feinen Kanälchen im Dentin zu verschließen. Dadurch wird die Reizweiterleitung zum Zahnnerv reduziert, und die Zähne reagieren weniger empfindlich auf äußere Einflüsse wie Kälte oder Wärme.
Darüber hinaus können Fluoridbehandlungen beim Zahnarzt helfen, den Zahnschmelz gezielt zu stärken. Der zusätzliche Schutz verhindert, dass äußere Reize die empfindlichen Bereiche an den Zähnen erreichen. Ist freiliegendes Dentin die Ursache für die Beschwerden, können Füllungen oder Versiegelungen der Zähne eine Lösung sein. Hierbei werden die betroffenen Stellen gezielt abgedeckt, und die schmerzempfindlichen Stellen zuverlässig geschützt.
Da eine Dentinhypersensibilität ein erstes Anzeichen für eine Parodontitis sein kann, sollten die Zahnprobleme in jedem Fall zahnärztlich abgeklärt werden. Liegt der Zahnnerv durch zurückgegangenes Zahnfleisch in Folge einer Parodontitis frei, ist die gezielte, regelmäßige Therapie enorm wichtig. Zwar wächst das Zahnfleisch nicht nach, aber – gezielt behandelt – können sich Zahnhälse und Zahnfleisch regenerieren. Insgesamt sind die regelmäßigen Vorsorgetermine samt professioneller Zahnreinigung für die Mundgesundheit entscheidend. Dabei werden nicht nur potenzielle Auslöser wie Karies frühzeitig erkannt, sondern auch der allgemeine Zustand der Zähne und des Zahnfleisches verbessert. So lassen sich bestehende Beschwerden lindern und zukünftige Probleme vermeiden.
Wer unter Zähneknirschen (Bruxismus) leidet, sollte dies ebenfalls unbedingt zahnärztlich abklären lassen. Durch das unbewusste Aufeinanderpressen oder Reiben der Zähne, wird der Zahnschmelz stark beansprucht. Eine individuell angefertigte Zahnschiene schützt in diesem Fall vor weiteren Schäden.
Natürlich lindern: Hausmittel bei empfindlichen Zähnen
Neben zahnärztlichen Maßnahmen sorgen auch zahlreiche Hausmittel dafür, dass empfindliche Zähne weniger schmerzen. Wichtig: Diese ersetzen keineswegs eine professionelle Behandlung in der Zahnarztpraxis!
Eine bewährte Methode sind Mundspülungen mit Kamille oder Salbei. Die Heilkräuter wirken entzündungshemmend, beruhigen gereiztes Zahnfleisch und können Empfindlichkeiten verringern. Auch das sogenannte Ölziehen, eine ayurvedische Technik, findet immer mehr Anhänger. Dabei wird ein Esslöffel Kokosöl für einige Minuten im Mund bewegt, um Entzündungen zu reduzieren und die Mundflora zu stärken. Nelkenöl wird durch seine betäubende Wirkung ebenfalls traditionell bei Zahnschmerzen eingesetzt. Sparsam direkt auf die betroffene Stelle am Zahn aufgetragen, sorgt das Öl für eine kurzfristige Schmerzlinderung. Um vor allem die Heilung von entzündetem Zahnfleisch zu fördern, ist das Spülen und Gurgeln mit warmem Salzwasser ein beliebtes antibakterielles Hausmittel.
Tipps, um empfindlichen Zähnen vorzubeugen
Generell gilt: Eine sanfte Zahnpflege ist das A und O! Kräftiges Zähne-schrubben sollte in jedem Fall vermieden werden. Dies kann den Zahnschmelz abtragen und das Zahnfleisch zurückdrängen. Wer häufig zu stark putzt, sollte auf elektrische Zahnbürsten umsteigen. Fluoridhaltige Zahnpasta stärkt den Zahnschmelz und macht die Zähne widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse. Ob in Zahnpasta, Mundspülungen oder als Teil einer zahnärztlichen Behandlung – Fluorid ist ein unverzichtbarer Baustein für gesunde Zähne. Menschen mit empfindlichen Zähnen sollten außerdem Zahnpasten mit hoher Abriebwirkung meiden. Diese können den Zahnschmelz und freiliegende Zahnhälse zusätzlich belasten. Die Abrasivität einer Zahnpasta wird durch den sogenannten RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion) angegeben. Ein niedriger RDA-Wert bedeutet, dass die Zahnpasta schonend für die Zähne ist. Werte im Bereich von 40 bis 60 bieten eine gute Balance zwischen gründlicher Reinigung und Schutz der empfindlichen Zahnhälse. Zudem enthalten viele spezielle „Sensitiv“-Zahnpasten Inhaltsstoffe, die positiv auf empfindliche Zahnhälse wirken und Schmerzen reduzieren können. Auch spezielle Mundspüllösungen und fluoridhaltige Gele können helfen, freiliegende Zahnhälse zu schützen.
Darüber hinaus sind die regelmäßigen Besuche beim Zahnarzt unerlässlich. – Nicht nur, um Karies oder Parodontitis zu verhindern, sondern vor allem, um den Zahnfleischrückgang frühzeitig zu erkennen.
Last but not least: Wie bei vielen gesundheitlichen Problemen spielt die Ernährung eine große Rolle, um schmerzempfindliche Zähne zu verhindern. Lebensmittel mit viel Säure und Getränke wie Zitrusfrüchte, Softdrinks oder Essig greifen den Zahnschmelz an und sollten daher in Maßen sowie in ausreichend großen Abständen genossen werden.
Da empfindliche Zähne oftmals das Ergebnis von Zahnschmelzverlust oder Zahnfleischrückgang durch falsche Putztechnik, Zahnerkrankungen und/oder schlechter Ernährung sind, sollten die Probleme stets ganzheitlich betrachtet und behandelt werden. Mit einer Kombination aus guter Zahnhygiene, regelmäßigen Kontrollterminen und der richtigen Putztechnik lassen sich Beschwerden lindern und langfristig vermeiden.