Karies: Symptome, Ursachen und Behandlung

Dr. Eva-Maria Prey

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey

Veröffentlicht am: 7. März 2024

Lesedauer: 7 Minuten

Zahnschmerzen, Ziehen an den Zähnen oder Überempfindlichkeit bei heißen oder kalten Speisen: die Kariesinfektion gilt noch immer als Volkskrankheit Nr. 1.

Karies – umgangssprachlich auch bekannt als „Loch im Zahn“ – ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Zwar geht gemäß Deutscher Mundgesundheitsstudie die Karieshäufigkeit hierzulande in allen Altersgruppen zurück, doch nach wie vor schätzen Studien sowie Experten, dass weltweit zwischen 94 und 98 Prozent der über 18-Jährigen betroffen sind. Sie leiden unter den Folgen einer Kariesinfektion (früher: Zahnfäule). Damit ist Karies die global am stärksten verbreitete Zahnerkrankung. Eine unbehandelte Karies ist bei Betroffenen über 35 noch immer der häufigste Grund für Zahnverlust.

Karies: Was ist das eigentlich?

Karies wurde früher als Zahnfäule bezeichnet. Tatsächlich liegt aber kein Fäulnisprozess vor. Es handelt sich vielmehr um den kontinuierlichen Abbau von Zahnsubstanz, welcher durch Bakterien verursacht wird. In unserer Mundhöhle leben zahlreiche davon. Einige von ihnen sind sehr nützlich: Sie beginnen bereits im Mund mit der Verdauung und bekämpfen schädliche Bakterien. Andere Bakterien verursachen Karies. Sie verstoffwechseln Zucker aus Nahrungsbestandteilen in aggressive Säuren und diese zersetzen den Zahnschmelz. Wird der Belag („Plaque“) auf unseren Zähnen und den Zahnzwischenräumen nicht durch regelmäßiges Putzen mit Zahnbürste und Zahnseide oder Interdentalraumbürstchen entfernt, wird der Zahnschmelz durch mikrobielle Säureeinwirkung angegriffen. Durch diese Demineralisation der Zähne bildet sich im Laufe der Zeit Karies.

Schon gewusst? – Der Begriff „Karies“ hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „caries“. Dieses bedeutet „Morschheit“ oder „Fäulnis“ und beschreibt die durch Mikroorganismen entstehende Erkrankung eines Zahns beziehungsweise die kariöse Läsion (Zahnfäule).

Wie entsteht Karies und wodurch wird sie begünstigt?

Karies entsteht vorwiegend durch das Zusammenspiel von zuckerlastiger Ernährung und mangelnder Mundhygiene. Verantwortlich für die Kariesinfektion ist der Stoffwechsel der Bakterien im Zahnbelag. Sie ernähren sich vom Zucker in unserer Nahrung und scheiden als Stoffwechselprodukt Säuren aus. Werden die Bakterien nicht durch regelmäßige Zahnpflege entfernt, verbleiben die schädlichen Säuren im Mundraum. Sie lösen Mineralstoffe wie Calcium aus dem Zahn heraus und greifen den Zahnschmelz an – es kommt zu Karies. In der Zahnheilkunde wird von Demineralisation gesprochen. Als Folge einer fortschreitenden, unbehandelten Karieserkrankung kommt es zu den bekannten „Löchern“ im Zahn. Diese können sich bis ins Zahninnere zum Zahn-Nerv ausbreiten und im finalen Stadium sehr schmerzhaft sein.

Nahezu alle Menschen tragen kariesfördernde Bakterien in sich. Damit ist Karies im Grunde eine ansteckende Krankheit, mit der sich jede Person im Laufe ihres Lebens infizieren wird. Es lässt sich nicht verhindern, dass die Kariesbakterien übertragen werden. Aber: Der Karies-Erreger „Streptokokkus mutans“ führt nur dann zu einer Karies-Infektion und zu Beschwerden, wenn die Mikroorganismen einen geeigneten Nährboden vorfinden. Bakterien ernähren sich von Zucker – wenn die Zähne vermehrt Zucker ausgesetzt sind, werden mehr aggressive Säuren gebildet und die Wahrscheinlichkeit für Karies steigt.
Neben einer zuckerreichen Ernährung beeinflussen weitere Faktoren die Entstehung von Karies. Die Beschaffenheit der Zähne, die Menge an Speichel sowie genetische Faktoren beispielsweise sind ausschlaggebend für das individuelle Kariesrisiko. Einen gewissen Einfluss auf die Schwere und den Verlauf der Erkrankung hat auch das Immunsystem. Milchzähne von Kindern sind zudem besonders gefährdet. – Ihr Milchzahnschmelz ist deutlich dünner und somit anfälliger.

Warum wird durch den Speichel das Kariesrisiko gesenkt?

Speichel spielt eine wichtige Rolle in der Kariesentstehung. Patienten und Patientinnen mit einem reduzierten Speichelfluss haben neben dem Gefühl des trockenen Mundes auch ein erhöhtes Risiko für Karies. Speichel enthält mineralische Bestandteile, die dem Zahnschmelz notwendige Mineralien zuführen und daher einen Beitrag zur Reparatur des Schmelzes leisten – Zahnärzte bezeichnen dies als Remineralisierung. Zudem trägt Speichel aktiv zur Selbstreinigung des Mundes bei – und damit zur Vorsorge gegen Karies und Parodontitis. Speichel unterstützt die Entfernung von Speiseresten aus der Mundhöhle und verdünnt die von Kariesbakterien produzierte Säure.

Medikamente, Rauchen und Diabetes können Ursachen für eine geringere Speichelproduktion sein. Im Laufe des Lebens nimmt der Speichelfluss ab. Daher tritt vor allem bei älteren Menschen öfter Mundtrockenheit auf, deren Begleiterscheinungen neben dem beschriebenen, erhöhten Kariesrisiko auch Mundgeruch, Schluckbeschwerden oder ein geringerer Halt etwaiger Prothesen sein können.

Verursacht Karies immer Schmerzen?

Zahnschmerzen, Ziehen an den Zähnen und eine Überempfindlichkeit auf heiße, kalte oder süße Speisen – all das sind klassische Symptome, die in Verbindung mit Karies auftreten können. Doch nicht immer verursacht Karies entsprechende Symptome. Häufig bleibt die so genannte Initialkaries im frühen Stadium komplett unerkannt. Auch, wenn keine Beschwerden beziehungsweise Schmerzen empfunden werden, kann eine kariöse Infektion (Oberflächenkaries) bestehen, die eine professionelle Kariesbehandlung in einer Zahnarztpraxis erforderlich macht, um nachhaltigen Schaden am Zahn rechtzeitig abzuwenden.

Gleichzeitig können sensible oder schmerzende Zähne ein Indiz dafür sein, dass sich eine Karies entwickelt, auch wenn äußerlich noch nichts sichtbar ist. Zur Prophylaxe sind halbjährliche Kontrolluntersuchungen mit professionellen Zahnreinigungen ideal, um Karies vorzubeugen beziehungsweise in der Entstehung zu entdecken und zu therapieren. Dafür sollte von Zeit zu Zeit auch ein digitales Röntgenbild angefertigt werden, um vor allem die für Karies beliebten Zahnzwischenräume zu begutachten. Für den Zahnarzt ist selbst bei sorgfältigster Sichtkontrolle mit Lupenbrille nicht zwingend jede beginnende Karies ohne Röntgenbild erkennbar.

Leider bemerken viele Menschen eine Karieserkrankung erst, wenn sie schon sehr fortgeschritten ist. Besonders die Fissuren-Karies an den Kauflächen der Backenzähne bleibt in einigen Fällen zunächst unbemerkt. – Die oberflächliche Schmelzläsion kann sehr gering sein, auch wenn sich die Infektion bereits im Dentin sanduhrförmig ausgebreitet hat.

Eine beginnende Karies macht sich meist durch weiße oder bräunliche Flecken an den Zähnen bemerkbar. Der Grund: Die Säure beginnt den Zahn zu zersetzen. Es kommt zur Entkalkung des Zahnschmelzes. Da sich im Zahnschmelz keine Nerven befinden, haben Betroffene in den meisten Fällen noch keine Schmerzen. In diesem Anfangsstadium ist häufig keine Veränderung oder lediglich eine gesteigerte Wärme- und Kälteempfindlichkeit sowie erhöhte Sensibilität gegen Süße zu verspüren.

Nach einiger Zeit verfärben sich diese White Spots bräunlich. Wird die Karies nicht erkannt beziehungsweise behandelt, zersetzt sie den Zahn weiter und befällt das unter dem Zahnschmelz liegende Zahnbein, das so genannte Dentin. Wenn die Karies im fortgeschrittenen Stadium tiefer in den Zahn wandert, macht sie sich teils erst jetzt durch Schmerzen bemerkbar, auch wenn sie schon seit Wochen oder Monaten vorhanden ist. Große Schmerzen beim Patienten beziehungsweise der Patientin verursacht die Karies spätestens dann, wenn sie sich bis zum Nerv vorgearbeitet hat und sich dieser entzündet.

Daher gilt: Unabhängig von einer guten Mundhygiene und der regelmäßigen Kontrolle beim Zahnarzt: Leichtes Ziehen oder pochende Zahnschmerzen sollten umgehend in der Zahnarztpraxis vorgestellt werden!

Wann sollte Karies zahnärztlich behandelt werden?

Vor der Kariesbehandlung steht die Diagnose. Bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen inklusive Röntgenbilder und Prophylaxebehandlungen können Verfärbungen an den Zähnen schnell erkannt und behandelt werden. Wird Karies im Frühstadium erkannt, behandeln Zahnärzte und Zahnärztinnen die Stellen mit einem Fluorid-Gel oder -lack. Es bewirkt, dass sich die Zähne remineralisieren. Eine Kariesbehandlung hat stets zum Ziel, die Kariesinfektion zu stoppen und die betroffenen Bereiche anschließend nachhaltig abzudichten, damit die Infektion nicht erneut aufflammt. In frühen Phasen der Karies ist es möglich, die Entkalkung durch diese hoch konzentrierten Fluoridlösungen und sehr guter Mundhygiene und regelmäßiger Anwendung von Fluorid-Präparaten zusätzlich zur normalen fluoridhaltigen Zahnpasta (z.B. Elmex Geleé) aufzuhalten und die Karies in ihrem frühen Stadium zum Stagnieren zu bringen. Ist Karies einmal da, kann sie sich nicht mehr zurückbilden.

Wenn die Zerstörung des Zahnschmelzes bis ins Dentin fortschreitet oder bereits ein kleines Loch entstanden ist, ist die Beschädigung des Zahnschmelzes nicht mehr umkehrbar. Befindet sich die Karies nicht mehr im initialen Stadium, um rechtzeitig non-invasiv (Fluorid, Zahnseide) oder mikro-invasiv (Infiltration bzw. Icon-Therapie) behandelt zu werden, muss der kariöse Teil des Zahns entfernt werden. Dann muss die aufgeweichte Zahnsubstanz aufgebohrt, gereinigt und durch eine Füllung oder ein Inlay repariert werden. Um das bereits zerstörte Zahngewebe zu entfernen, trägt der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin das betroffene Gewebe mit Hilfe modernster Praxistechnik präzise mit einem Diamantschleifer und einem Rosenbohrer ab. Der Zahn wird vorab örtlich betäubt – damit ist die Kariesbehandlung schmerzfrei möglich. Der abgetragene Bereich des Zahns wird anschließend mit einer Füllung (wahlweise Compomer oder Komposit) oder alternativ auf Wunsch mit einem Inlay (wahlweise Keramik oder Gold) versorgt. Sofern der Zahn stärker beschädigt ist, kann eine maßgefertigte Teilkrone oder Krone als Zahnersatz notwendig sein.

Sollte die Zerstörung bereits bis ins Zahnbein oder sogar an den Zahnnerv vorgedrungen sein, kann eine Wurzelkanalbehandlung notwendig sein.

Wie kann Karies verhindert werden?

Laut der aktuellen Leitlinien zur Kariesprophylaxe gibt es fünf bedeutende Faktoren, um Karies zu verhindern.

  1. Zähneputzen: Tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta, mindestens zweimal am Tag, ist essenziell. Ergänzende Reinigungshilfen wie Zahnseide oder spezielle Bürsten verstärken die Effektivität.
  2. Ernährungsgewohnheiten: Der Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln erhöht das Kariesrisiko. Dabei spielt vor allem die Zeit, in der Zucker im Mund verbleibt, eine entscheidende Rolle.
  3. Zahnpflegekaugummi: Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi, insbesondere nach Mahlzeiten, fördert die Speichelproduktion und neutralisiert schädliche Säuren. Vor allem Zahnpflegekaugummis mit Xylitol sollen Studien zu Folge die Bildung von Zahnbelag beziehungsweise Plaque reduzieren.
  4. Fluoridierung: Fluorid in Zahnpasten schützt den Zahnschmelz vor säurebedingtem Abbau, wodurch Karies vorgebeugt wird. Ebenso wird die Anwendung spezieller Fluoridgele (z.B. Elmex Geleé) einmal wöchentlich zusätzlich zum normalen Zähneputzen empfohlen
  5. Regelmäßige zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen: Um Karies frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, empfehlen wir eine halbjährliche zahnärztliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt, samt professioneller Zahnreinigung und regelmäßiger Röntgenkontrollen.

Grundsätzlich gilt: Mit einer guten Mundhygiene – regelmäßiges Zähneputzen und sorgfältige Reinigung der Zahnzwischenräume sowie die halbjährliche Kontrolle beim Zahnarzt – kann Karies wirksam vorgebeugt werden. Je früher etwas gegen die Karies unternommen wird, desto geringer fallen die Schäden aus. Sobald von den Betroffenen selbst Farbveränderungen wahrgenommen werden oder Zahnschmerzen auftreten, sollte in jedem Fall ein Termin in der Zahnarztpraxis vereinbart werden.

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