Zahnfleischentzündung: Symptome und Behandlung
Autorin: Dr. Eva-Maria Prey
Veröffentlicht am: 31. März 2024
Gingivitis und Parodontitis zählen zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. Werden Zahnfleischentzündungen nicht behandelt, droht im schlimmsten Fall Zahnverlust.
Geschwollenes Zahnfleisch, Schmerzen und vielleicht sogar Blutungen: Schätzungsweise 80 Prozent aller Erwachsenen haben mindestens eine leichte Zahnfleischentzündung. Viele Betroffene leiden an einer solchen Gingivitis, ohne es zu wissen. Wird sie nicht behandelt, kann aus einer Zahnfleischentzündung eine fortgeschrittene Entzündung des Zahnhalteapparats, eine Parodontitis, werden. Diese gilt laut Gesellschaft für Parodontologie als eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Hierzulande sind etwa zehn Millionen Menschen an einer schweren Parodontitis erkrankt.
Das Tückische: Da es erst im fortgeschrittenen Stadium zu starken Schmerzen kommt, bleiben Zahnfleischentzündungen meist lange unbemerkt. Schreitet der Entzündungs-Prozess voran, droht schlimmstenfalls Zahnverlust.
Entstehung und Ursache von Zahnfleischentzündungen
Eine unzureichende Mundhygiene ist die mit Abstand häufigste Ursache für Zahnfleischentzündungen. Vor allem die Pflege der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürste wird oft vernachlässigt. In der Folge entsteht Zahnbelag, der zum Großteil aus Bakterien, Speichel, Essensresten und toten Zellen besteht. Werden die Ablagerungen nicht regelmäßig entfernt, verhärten sich die Beläge und es bildet sich Zahnstein.
Das Zahnfleisch liebt glatte Oberflächen, um sich straff und gesund daran anschmiegen zu können. Zahnstein und Plaque jedoch führen zu einer rauen Zahnoberfläche, an welcher sich Bakterien schneller ansiedeln können. Die Bakterien aus der Mundflora, die sich besonders gut an die Zähne heften, können dann nicht nur Karies, sondern auch Zahnfleischentzündungen verursachen. Es kommt zu den klassischen Symptomen wie geschwollenem, gerötetem und sogar blutendem Zahnfleisch.
Eine Gingivitis kann auch durch Verletzungen am Zahnfleisch entstehen. Scharfkantige Lebensmittel, wie zum Beispiel Brötchenkrusten, Knabbergebäck oder Nussschalen, können die Ursache hierfür sein. Werden die Zähne bei der täglichen Mundhygiene mit zu festem Druck buchstäblich geschrubbt, kann es ebenfalls zu kleineren Wunden kommen, in denen sich Bakterien ansiedeln können. Darüber hinaus gibt es weitere Risikofaktoren, die die Symptome einer Zahnfleischentzündung begünstigen oder verschlimmern können.
Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Leukämie oder Leukopenie (geringe Anzahl weißer Blutkörperchen) sowie AIDS führen beispielsweise häufig zu Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Zudem verursachen einige Medikamente wie zum Beispiel Phenytoin gegen Krampfanfälle, Ciclosporin nach Organtransplantationen oder Nifedipin zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen Zahnfleischwucherungen – so genannte Hyperplasien. Als Folge lassen sich Zahnbeläge schwerer entfernen, es kommt leichter zu Entzündungen. Auch Verhütungsmittel sowie Hormonveränderungen in der Schwangerschaft oder Pubertät können eine Zahnfleischentzündung verschlimmern. Stress, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Vitaminmangel begünstigen ebenfalls die Entstehung einer Gingivitis.
Symptome für eine Zahnfleischentzündung
Gesundes Zahnfleisch zeichnet sich durch eine matte, blassrosa Farbe aus, liegt fest am Zahn an und blutet nicht. Eine Zahnfleischentzündung äußert sich hingegen durch geschwollenes, gerötetes und leicht blutendes Zahnfleisch. Wenn beim Zähneputzen oder dem Biss in einem Apfel rötliche Verfärbungen auffallen, liegt der Verdacht auf eine Gingivitis nahe. Bei bestimmten Risikogruppen wie zum Beispiel Rauchern, fehlt dieses Warnsignal jedoch. Durch die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs wird die Mundschleimhaut schlechter durchblutet. Selbst wenn sie bereits entzündet ist, kommt es seltener zu Blutungen – die Gingivitis wird womöglich übersehen. Bestehen die Zahnfleischprobleme schon länger, geht das Zahnfleisch zurück und es kommt zu freiliegenden Zahnhälsen.
Leider bemerken die meisten Menschen die Zahnfleischentzündung erst, wenn es schon zu spät ist. Der Großteil aller Über-18-Jährigen leidet unter einer solchen unbemerkten Gingivitis. Der Grund: Zu starken Zahnschmerzen kommt es erst im fortgeschrittenen Stadium. Die Symptome einer chronischen Zahnfleischentzündung sind in der Regel Schwellungen, Blutungen, Schmerzen sowie teilweise starker Mundgeruch. Bei schweren Verläufen kann sich unter dem Zahnfleisch Eiter bilden. Zudem können umliegende Lymphknoten geschwollen sein.
Folgende Warnsignale gelten als Hinweis für eine Zahnfleischentzündung:
- Häufiges Zahnfleischbluten (beim Zähneputzen, aber auch spontan, zum Beispiel beim Kauen)
- Gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch
- Dauerhafter Mundgeruch und/oder unangenehmer Geschmack im Mund
- Das Zahnfleisch zieht sich zurück, die Zähne erscheinen länger
- Empfindliche Zähne (Zahnhälse)
- Eiteraustritt aus den Zahnfleischtaschen
- Zähne werden locker und können wandern
Von der Gingivitis zur Parodontitis – wo liegt der Unterschied?
Gingivitis und frühe Stadien der Parodontitis sind für Betroffene nicht zu unterscheiden. Veränderungen des Zahnfleischs (Bluten, Rötung und Schwellung) sind oft die ersten und einzigen Anzeichen. Häufig werden diese von Patienten nicht richtig eingeordnet, bis sich dann die Zähne lockern. Der Grund: Schreitet die Gingivitis voran, kann aus einer Zahnfleischentzündung über die Zeit eine Parodontitis werden – eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats. Hierbei entstehen Zahnfleischtaschen, in denen sich Bakterien tummeln, die keinen Sauerstoff mögen. Diese lösen dann eine Immunreaktion im Körper aus, die den Kieferknochen, der die Zähne umgibt, abbaut und zu Zahnfleischrückgang führt. Als Folge können die Zähne locker werden und im Endstadium der Parodontitis einen frühzeitigen Zahnverlust bewirken.
Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie hat zusammen mit der Universität Greifswald einen Selbsttest entwickelt und validiert. Mit diesem kann das eigene Parodontitis-Risiko mittels sieben einfacher Fragen eingeschätzt werden. Selbstverständlich ersetzt ein solcher Test keine Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt. Aber er kann dazu beitragen, für die entsprechenden Symptome zu sensibilisieren und Anzeichen ernst zu nehmen.
Zahnfleischentzündung: Behandlung beim Zahnarzt
Kleinere Zahnfleischentzündungen heilen bei guter Mundhygiene meist innerhalb von ein paar Tagen von allein wieder ab. Bleiben die Symptome oder Beschwerden jedoch über mehrere Tage bestehen, sollte eine Zahnarztpraxis aufgesucht werden.
Im Rahmen der Kontrolluntersuchung führt der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin eine Früherkennungsuntersuchung des Zahnfleisches durch. Bei diesem sogenannten Parodontalen Screening Index (PSI) wird mit einer feinen Sonde die Tiefe des Spalts zwischen Zahn und Zahnfleisch gemessen. Dieser sollte nicht tiefer als zwei bis drei Millimeter sein. Sollten bereits tiefere Stellen entstanden sein (sogenannte „Taschen“), ist dies ein Hinweis auf Parodontitis, die entsprechend behandelt werden muss. Mit einer systematischen Parodontitis-Behandlung lässt sich das Fortschreiten einer Zahnfleischentzündung verhindern.
Prävention von Zahnfleischentzündungen: Was kann ich selbst tun?
Eine gute Mundhygiene ist die wichtigste Maßnahme, um Zahnfleischentzündungen vorzubeugen. Für zu Hause gilt: Zwei Mal täglich Zähne putzen, jeweils für mindestens zwei Minuten. Dabei sollten konzentriert und gründlich alle Zahnflächen mit Zahnpasta gesäubert werden. Für die Zahnzwischenräume, die etwa 30 Prozent der Zahnoberfläche ausmachen, sollten einmal täglich Zahnseide und/oder Interdentalbürsten genutzt werden. Nicht zu vernachlässigen ist die regelmäßige, mindestens halbjährliche professionelle Zahnreinigung. Diese sorgt dafür, dass auch in den schwer zugänglichen Bereichen kein weicher Zahnbelag beziehungsweise Plaque zurückbleiben. Für die Zahnpflege bei entzündetem Zahnfleisch und Zahnfleischbluten empfiehlt sich anfangs eine weiche Bürste, um weitere Verletzungen zu verhindern. Antibakterielle Mundspülungen und medikamentöse Salben können die Behandlung situativ unterstützen.