Zahnschmerzen: 9 Erste-Hilfe-Tipps

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey
Veröffentlicht am: 25. April 2025
Zahnweh hält sich nicht an Öffnungszeiten. Was bei akuten Schmerzen hilft, wann professionelle Hilfe notwendig ist, und welche Hausmittel lindern können – ein Überblick.
Zahnschmerzen gehören zu den unangenehmsten Schmerzen überhaupt. Und: Gefühlt treten sie mit Vorliebe an Wochenenden oder Feiertagen auf. Also dann, wenn die reguläre Zahnarztpraxis nicht erreichbar ist. Was können wir tun, wenn der Zahn plötzlich pocht und sticht? – Der nachfolgende Artikel liefert neun hilfreiche SOS-Tipps gegen plötzliches Zahnweh. Außerdem gehen wir der Frage auf den Grund, wodurch Zahnschmerzen überhaupt ausgelöst werden.
Übrigens: Zahnschmerzen verschwinden selten von allein. Wenn der Zahn SOS funkt, sollte die Ursache schnellstmöglich zahnärztlich geklärt werden. Hausmittel und Schmerztabletten überbrücken die Zeit bis zur Behandlung, ersetzen aber keinesfalls den Zahnarztbesuch!
Zahnschmerzen: Häufige Ursachen
Wenn der Zahn schmerzt, ist das ein Warnsignal unseres Körpers. Meist steckt ein zahnmedizinisches Problem dahinter, das behandelt werden muss.
Häufige Ursachen sind Karies und daraus resultierende Entzündungen des Zahnmarks (Pulpitis) oder des Zahnnervs. Auch eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder eine fortgeschrittene Parodontitis können Schmerzen verursachen – etwa durch freiliegende empfindliche Zahnhälse. Undichte Füllungen oder Zahnverletzungen lösen ebenfalls Zahnschmerzen aus.
Manchmal führen auch Probleme außerhalb der Zähne zu Schmerzen – wie zum Beispiel eine verspannte Kaumuskulatur durch Zähneknirschen (Bruxismus) oder eine Nasennebenhöhlenentzündung, bei welcher der Schmerz in die Zahnregion ausstrahlt.
Erste Hilfe bei Zahnschmerzen – 9 Tipps
Tipp 1: Kühlen der schmerzenden Stelle
Äußere Kühlung ist ein bewährtes Mittel, um Zahnschmerzen kurzfristig abzumildern. Legen Sie einen Kühlakku oder Eisbeutel, eingewickelt in ein Tuch, von außen auf die schmerzende Wange. Die Kälte verengt die Blutgefäße, verlangsamt Entzündungsprozesse und wirkt wie eine lokale Betäubung. Achten Sie darauf, die Haut nicht zu unterkühlen – wickeln Sie das Kühlpad immer in Stoff und kühlen Sie in Intervallen. Durch die Pause zwischendurch können sich die Blutgefäße nicht abrupt wieder weiten, was sonst den Schmerz verstärken könnte.
Wichtig: Bei dicken Backen durch eine Entzündung immer nur kühlen, niemals wärmen – Hitze würde die Ausbreitung der Entzündung fördern.
Tipp 2: Schmerzmittel gezielt einsetzen
Bei akuten Zahnschmerzen können in der Apotheke frei erhältliche Schmerztabletten helfen, die Zeit bis zum Zahnarztbesuch zu überbrücken. Ibuprofen gilt als Mittel der Wahl bei Zahnschmerz, da es nicht nur schmerzlindernd, sondern auch entzündungshemmend wirkt. Paracetamol ist ebenfalls geeignet, insbesondere bei Personen, die Ibuprofen nicht vertragen.
Nehmen Sie Schmerzmittel immer nur kurzfristig und gemäß Packungsbeilage ein. Kombinieren Sie außerdem niemals verschiedene Wirkstoffe ohne ärztlichen Rat und überschreiten Sie nicht die empfohlene Dosis. Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Acetylsalicylsäure (Aspirin). Diese wirkt blutverdünnend und kann bei einer notwendigen Zahnbehandlung verstärkte Blutungen auslösen.
Tipp 3: Nelken (Gewürznelke oder Nelkenöl)
Ein altbewährtes Hausmittel bei Zahnweh sind Gewürznelken. Das darin enthaltene ätherische Öl Eugenol wirkt lokal betäubend und antibakteriell. Bei punktuellen Zahnschmerzen kann es helfen, eine getrocknete Nelke vorsichtig auf den schmerzenden Zahn zu legen und darauf zu beißen. Alternativ wird Nelkenöl aus der Apotheke genutzt. Träufeln Sie ein bis zwei Tropfen auf ein Wattestäbchen und tupfen Sie damit vorsichtig die schmerzende Stelle im Mund ab – dies kann einen schmerzstillenden Effekt haben. Nelkenöl sollte jedoch nur gezielt eingesetzt und nicht in größeren Mengen verschluckt werden. Bei empfindlicher Mundschleimhaut oder offenen Wunden kann Nelke außerdem irritierend wirken – in diesem Fall empfehlen wir, besser auf ein anderes Hausmittel ausweichen.
Gut zu wissen: Eugenol, der wirksame Hauptbestandteil des Nelkenöls, wird in der Zahnmedizin übrigens tatsächlich verwendet – zum Beispiel um eine entzündete Pulpa (Zahnmark) zu behandeln. Die Nelke ist also nicht nur ein bewährtes Hausmittel, auf das schon unsere Großeltern zurückgegriffen haben, sondern hat heutzutage auch einen medizinisch nachvollziehbaren Effekt.
Tipp 4: Spülen mit Salzwasser
Gurgeln mit einfachem Salzwasser kann bei Zahn- und Zahnfleischschmerzen hilfreich sein. Salzlösung desinfiziert den Mundraum, hemmt Bakterien und kann Schwellungen im entzündeten Gewebe verringern.
Für die Salzspülung einen Teelöffel Salz (am besten Kochsalz) in ein Glas mit warmem Wasser geben und gut auflösen. Lassen Sie die Lösung lauwarm abkühlen – zu warm sollte sie jedoch nicht sein, um den Schmerz nicht zu verstärken. Dann spülen Sie den Mund damit gründlich für etwa ein bis zwei Minuten und spucken anschließend aus (Lösung nicht schlucken!). Dies können Sie mehrmals am Tag wiederholen.
Tipp 5: Kamillen- und Salbeitee nutzen
Viele Heilkräuter wirken entzündungshemmend und antibakteriell – allen voran Kamille und Salbei, die sich seit langem bei Zahnfleischentzündungen bewährt haben.
Bereiten Sie einen starken Kamillentee oder Salbeitee zu und lassen Sie ihn abkühlen. Nutzen Sie den lauwarmen oder kühlen Tee als Mundspülung: Mehrmals täglich gründlich spülen und danach ausspucken. Das beruhigt das entzündete Gewebe und kann Schmerzen lindern. Alternativ können Sie einen in Tee getränkten Wattebausch auf die schmerzende Stelle legen. Salbeiblätter lassen sich auch direkt kauen – dabei werden entzündungshemmende Substanzen freigesetzt, und der Speichelfluss erhöht sich, was zusätzlich reinigt. Auch andere Kräuter wie Pfefferminze oder Gewürznelke (siehe Tipp 3) können Zahnschmerzen lindern. Spülen Sie den Mund nicht zu heiß, um die Durchblutung nicht weiter anzuregen und den Schmerz somit zu fördern.
Tipp 6: Kopf hoch lagern
Wenn Zahnschmerzen vor allem im Liegen stärker pochen, kann es helfen, den Oberkörper erhöht zu lagern. Legen Sie beim Schlafen ein zusätzliches Kissen unter den Kopf. Durch die erhöhte Lage wird der Blutdruck im Kopf- und Kieferbereich gesenkt, sodass der schmerzende Zahn weniger stark „pulsiert“. Viele Betroffene empfinden dies als spürbare Entlastung – besonders nachts. Versuchen Sie auch, möglichst ruhig zu sitzen, anstatt sich hinzulegen, bis das Schmerzmittel wirkt oder Sie zum Arzt können. Bewegung und körperliche Anstrengung sollten Sie bei akuten Zahnschmerzen meiden, um den Blutdruck nicht weiter zu steigern.
Tipp 7: Mund vorsichtig reinigen
Auch wenn es schmerzt: Mundhygiene bleibt wichtig. Oft werden Zahnschmerzen schlimmer, wenn sich Bakterien ungehindert ausbreiten. Putzen Sie Ihre Zähne daher weiterhin gründlich, aber vorsichtig – insbesondere rund um den schmerzenden Zahn. Verwenden Sie eine weiche Bürste und drücken Sie nicht zu fest, um das gereizte Gebiet nicht noch mehr zu verletzen. Auch Zahnseide oder Interdentalbürstchen können hilfreich sein, falls Speisereste eingeklemmt sind. Denn: Auch diese können zu teilweise starken Schmerzen führen. Bleiben beispielsweise Popcorn-Häutchen oder Fischgrätenreste zwischen Zahn und Zahnfleischrand stecken, fühlt sich das extrem unangenehm an. Werden die Reste entfernt, lässt der Schmerz oft nach wenigen Minuten deutlich nach.
Spülen Sie den Mund zusätzlich mit klarem Wasser oder einer milden antibakteriellen Mundspüllösung aus, um ihn sauber zu halten. Alkoholhaltige Produkte sollten Sie dagegen vermeiden. Alkohol reizt das Gewebe und verzögert den Heilungsprozess.
Tipp 8: Reizstoffe und Wärme meiden
Ist ein Zahn akut entzündet, sollten Sie alles vermeiden, was die Durchblutung steigert oder die Bakterien füttert. Kein Nikotin, kein Alkohol und möglichst kein Kaffee – diese Genussmittel belasten das entzündete Gewebe zusätzlich und können die Schmerzempfindung verstärken. Auch auf anstrengenden Sport verzichten Sie besser, bis die akute Schmerzphase vorüber ist. Essen Sie möglichst nichts Hartes, sehr Süßes oder extrem Heißes. Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke liefern den Kariesbakterien neue Nahrung und können die Schmerzen verschlimmern.
Wärme von außen (wie warme Kompressen oder Rotlichtlampen) ist bei Zahnschmerzen kontraproduktiv, selbst wenn sie sich wohltuend anfühlt. Durch Wärmeeinfluss schreiten Entzündungen schneller voran. Daher empfehlen wir Zahnärzte und Zahnärztinnen grundsätzlich, die schmerzende Stelle in Intervallen zu kühlen (siehe Tipp 1).
Tipp 9: Zwiebel oder Knoblauch als Hausmittel
Bei akuten Zahnschmerzen lohnt sich auch der Griff in das Gemüsefach. Zwiebeln und Knoblauch wirken dank ihrer ätherischen Öle und schwefelhaltigen Verbindungen antibakteriell und entzündungshemmend. Schneiden Sie eine Zwiebel in kleine Stücke, wickeln Sie diese in ein sauberes Tuch oder eine Mullkompresse und drücken Sie das Zwiebelsäckchen von außen gegen die schmerzende Stelle. Der Zwiebelextrakt kann so durch die Wange einwirken und die Schmerzen lindern – viele kennen dieses Prinzip von Zwiebelsäckchen gegen Ohrenschmerzen. Alternativ kann ein kleines Stück Zwiebel auch direkt im Mund auf den schmerzenden Zahn gelegt und langsam zerkaut werden.
Knoblauch wird ähnlich eingesetzt: Eine geschälte Knoblauchzehe der Länge nach halbieren und mit der Schnittfläche einige Minuten auf den schmerzenden Zahn oder das entzündete Zahnfleisch pressen. Der austretende Saft enthält Allicin, welches keimtötend wirkt. Beide Hausmittel riechen zwar streng, können aber überbrücken, bis professionelle Hilfe verfügbar ist. Anschließend den Mund gut mit Wasser ausspülen – und die „duftende“ Knolle wieder aus dem Mund nehmen.
Zahnschmerzen: Do’s and Don‘ts
Do’s:
- Schmerz ernst nehmen: Zahnweh ist ein Warnsignal. Suchen Sie baldmöglichst eine Zahnarztpraxis auf, vor allem wenn die Schmerzen stark sind oder länger als ein bis zwei Tage anhalten.
- Kühlen und schonen: Kühlen Sie die Wange (siehe Tipp 1) und lagern Sie den Kopf hoch, um den Schmerz zu lindern. Ruhen Sie sich aus und vermeiden Sie körperliche Anstrengung.
- Mundpflege weiterführen: Halten Sie die Zähne sauber. Putzen Sie behutsam und benutzen Sie Zahnseide, um mögliche Auslöser wie Essensreste zu entfernen. Eine Salzlösung oder ein Kamillensud als Mundspülung unterstützen die Hygiene und wirken beruhigend.
- Schmerzmittel bei Bedarf nehmen: Greifen Sie bei Bedarf zu Ibuprofen oder Paracetamol, um die schlimmsten Schmerzen zu überbrücken. Lassen Sie sich im Zweifel in der Apotheke beraten und beachten Sie die Dosierungsanleitung.
Don’ts:
- Nicht mit Wärme behandeln: Vermeiden Sie warme Umschläge oder heißes Spülen – Hitze verschlimmert Zahnentzündungen. Auch sehr heiße Getränke oder Speisen bitte meiden.
- Keine reizenden Genussmittel: Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten, solange der Zahn schmerzt. Diese Substanzen verzögern die Heilung und können die Schmerzen verstärken.
- Kein Aspirin auflegen: Legen Sie keine Aspirin-Tablette direkt auf den Zahn oder das Zahnfleisch (ein vermeintliches Hausmittel). Acetylsalicylsäure kann das Gewebe schädigen und führt bei einer späteren Behandlung zu stärkerer Blutung.
- Schmerz nicht ignorieren: Warten Sie nicht zu lange ab. Auch wenn die Schmerzen zwischenzeitlich nachlassen, kann die Ursache (z.B. eine Nerventzündung) fortschreiten. Spätestens bei erneutem Aufflammen ist der Gang zum Zahnarzt unverzichtbar.
Zahnschmerzen: Ab wann zum Zahnarzt?
Grundsätzlich gilt: Je früher, desto besser! Zahnschmerzen sollten immer zeitnah vom Zahnarzt beziehungsweise von der Zahnärztin abgeklärt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Leichte, kurzzeitige Schmerzen – wie beispielsweise eine Überempfindlichkeit auf Kälte – können mit den obigen Tipps vorübergehend gelindert werden. Die Ursache sollte trotzdem in der Zahnarztpraxis untersucht werden.
Länger anhaltende oder wiederkehrende akute Schmerzen dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Treten diese in einer normalen Arbeitswoche auf, sollte schnellstmöglich ein Termin in der Zahnarztpraxis des Vertrauens gemacht werden.
Alarmzeichen – hier ist Eile geboten
Treten starke, pochende Zahnschmerzen in Kombination mit Schwellungen der Wange oder Fieber auf, handelt es sich um einen zahnmedizinischen Notfall – hier darf keine Zeit verloren werden. Solche Symptome deuten auf eine ernsthafte Infektion (etwa einen Abszess) hin, die sich ausbreiten könnte. Suchen Sie in diesem Fall umgehend einen Zahnarzt auf. Außerhalb der Sprechzeiten wenden Sie sich an den zahnärztlichen Notdienst.
Wichtig: Der zahnärztliche Notdienst hilft an Wochentagen, Feier- oder Brückentagen, wenn die Hauszahnarzt-Praxis nicht erreichbar ist. Aber: Die Notfallbehandlung konzentriert sich hauptsächlich darauf, Schmerzen zu behandeln und akute Probleme zu beheben. Die umfassende Nachbehandlung übernimmt dann die reguläre Zahnarztpraxis.
Fazit: Hausmittel und Schmerztabletten können Zahnschmerzen kurzfristig erträglicher machen – doch die Ursachenbekämpfung gehört in professionelle Hände. Zögern Sie also nicht, bei anhaltenden Zahnschmerzen die Zahnarztpraxis aufzusuchen. Mit der richtigen Behandlung und vorbeugender Pflege verschwinden die Schmerzen – für ein gesundes, und entspanntes Lächeln.
Finden Sie Ihren Lieblings-Zahnarzt Standort