Interdentalbürsten anwenden: Tipps für saubere Zahnzwischenräume
Autorin: Dr. Christin Steinbach
Veröffentlicht am: 15. Mai 2022
Kleine Bürste mit großer Wirkung: Warum Interdentalbürsten ein wichtiges Hilfsmittel in der täglichen Zahnpflegeroutine sind
Ein voll bezahntes Gebiss inklusive Weißheitszähne verfügt über 30 Zahnzwischenräume – und damit über jede Menge Flächen, auf denen sich Speisereste und bakterielle Beläge mit Vorliebe ansammeln. Aber nur jeder Dritte greift täglich zu Zahnseide oder Interdentalbürsten, um diese effektiv zu entfernen. Dabei ist die gründliche Interdentalraumpflege ebenso wichtig wie die tägliche Reinigung der Zahnoberflächen mit Zahnbürste und Zahnpasta, um Karies, Plaque und Parodontitis langfristig vorzubeugen.
Häufig motiviert die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt, auch zu Hause wieder etwas mehr für die Zähne zu tun und sich das saubere Gefühl im Mund bis zur nächsten Prophylaxe zu bewahren. So der Plan – der leider oft daran scheitert, dass die meisten Menschen schlicht unsicher sind, wie Zahnseide oder Interdentalbürsten richtig verwendet werden. Besonders an die kleinen Bürsten trauen sich viele gar nicht erst ran. Wir haben deshalb die wichtigsten Tipps und Antworten auf häufige Fragen rund um den richtigen Umgang mit den Interdentalbürsten zusammengestellt.
Zahnseide oder Interdentalbürste – welche reinigt gründlicher?
Studien zufolge wirkt sich die tägliche Reinigung der Zahnzwischenräume – egal, ob mit Zahnseide oder mit Interdentalbürsten – positiv auf die gesamte Zahngesundheit aus. So haben junge Erwachsene, die den Interdentalraum nicht regelmäßig reinigen, doppelt so oft Kariesprobleme wie diejenigen, welche Zahnseide oder Interdentalbürsten verwenden. Dabei geht es primär nicht darum, sich zwischen Floss oder Bürste zu entscheiden. Beide Hilfsmittel haben ihre Vorteile und können abhängig vom Bereich im Mund eingesetzt werden. So eignet sich Zahnseide häufig für den engen Frontzahnbereich sowie insgesamt für die engen Zahnzwischenräume beziehungsweise den Kontaktpunkt besser, während die Interdentalbürsten an den großen und kleinen Backenzähnen Zahnbeläge, Bakterien und Co. besonders effektiv entfernen.
Welche Größe brauche ich bei den Interdentalbürsten?
Nicht jeder Interdentalraum ist gleich! Idealerweise sollten verschiedene Größen und Formen der Zahnzwischenraumbürsten probiert werden, um die individuell passende zu finden. Am häufigsten sind die Bürsten, die einem kleinen Tannenbaum ähneln. Der Bürstenkopf läuft vorne spitz zu und wird nach hinten etwas breiter. Aber auch flaschen- oder pinselförmige Interdentalbürsten sind im Handel erhältlich und sehr gut geeignet. Egal, welche Bürstenform gewählt wird: Gestartet wird immer mit der kleinsten Größe! Diese sollte mit wenig Widerstand, aber spürbar gerade durch den Zahnzwischenraum geführt werden. Es ist nicht auszuschließen, dass für einen Mundraum mehrere Größen benötigt werden. Wichtig: Passt die kleinste Interdentalbürste nicht ohne Druck in die Zahnzwischenräume, sollte sie nicht benutzt werden, um Substanzverlust am Zahn oder ein Herunterdrücken des Zahnfleisches zu verhindern. Bei sehr eng stehenden Zähnen ist Zahnseide besser geeignet, um die Zwischenräume gründlich zu reinigen.
Sollten Interdentalbürsten vor oder nach dem Zähneputzen verwendet werden?
Für einen optimalen Reinigungseffekt sollten Interdentalbürsten und/oder Zahnseide einmal täglich abends vor dem Zähneputzen angewandt werden. Werden im Anschluss die Zähne mit Zahnbürste und Zahnpasta geputzt, können die zuvor gereinigten Zahnzwischenräume deutlich besser erreicht werden – das Flourid aus der Zahnpasta gelangt effektiver in den nun sauberen Interdentalraum. Zudem wird abends nach der Reinigung nichts mehr gegessen, so dass sich keine Speisereste in den Interdentalräumen festsetzen und über Nacht dort verweilen können. Bevor Zahnzwischenraumbürstchen und Zahnseide nicht verwendet werden, ist der Einsatz am Morgen natürlich auch in Ordnung ?.
Warum kann es bei der Anwendung von Zahnzwischenraumbürsten zu Zahnfleischbluten kommen?
Werden die Zahnzwischenräume nach langer Zeit oder sogar erstmals zu Hause mit Zahnseide oder Interdentalbürsten gereinigt, kann es sein, dass es am Zahnfleisch drückt oder sogar blutet – Anzeichen für eine Zahnfleischentzündung. Auch feste Beläge wie zum Beispiel Zahnstein können beim Reinigen stören, so dass es an diesen Stellen etwas mehr drückt. Wird die Zahnzwischenraumreinigung trotzdem (vorsichtig!) fortgeführt und in die tägliche Zahnpflegeroutine integriert, werden sowohl das Bluten als auch das Druckgefühl schnell besser beziehungsweise verschwinden nach kurzer Zeit ganz. Falls dies nicht der Fall ist, sollte der nächste Kontrolltermin beim Zahnarzt vereinbart werden, um der Ursache auf den Grund zu gehen.
Wie werden Interdentalbürsten gereinigt und wann sollten sie gewechselt werden?
Die kleinen Bürstchen werden nach jeder Zahnpflege mit warmen Wasser gespült und trocknen anschließend einfach an der Luft. Auf keinen Fall sollten sie feucht in ein Aufbewahrungsdöschen gelegt oder mit den teils beiliegenden Verschlusskappen verschlossen werden! Wenn die Borsten abgenutzt aussehen – spätestens nach einer Woche – ist es Zeit für frische Interdentalbürsten. Vor allem am Anfang, wenn die Handhabung noch nicht so geübt ist, die Bürsten öfter abknicken oder es zu Zahnfleischbluten kommt, sollten sie häufiger gewechselt werden.
Die individuelle Zahnstellung beeinflusst maßgeblich, welches Hilfsmittel für die Dentalhygiene beziehungsweise für die heimische Zahnreinigung am besten in Frage kommt. Bei bestehender Unsicherheit ist der nächste Vorsorge- oder Prophylaxe-Termin beim Zahnarzt der richtige Anlass, um darüber zu sprechen. Gemeinsam mit dem geschulten Fachpersonal wird das geeignete Mittel für die persönliche Zahnzwischenraumreinigung ausgewählt und die Handhabung kann unter professioneller Aufsicht geübt werden.