Mundspülung: Sinnvolle Ergänzung zur Zahnpflege?
Autorin: Dr. Christin Steinbach
Veröffentlicht am: 6. April 2023
Kariesvorbeugend, zahnfleischpflegend oder einfach nur erfrischend: was Mundspülungen wirklich können
Buchstäblich in aller Munde: Bei rund zehn Millionen Menschen hierzulande haben Mundspülungen im Badezimmer einen festen Platz neben der Zahnbürste. Dabei versprechen viele Hersteller neben frischem Atem auch jede Menge positive Effekte auf Zähne und Zahnfleisch. Doch schützen Mundspülungen wirklich vor Karies oder Parodontitis? Für wen kann das tägliche Spülen sinnvoll sein und wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen Mundspülung und Mundwasser? Wir erklären, worauf es ankommt!
Mundspülung und Mundwasser – was ist der Unterschied?
Wer sich für eine ausgewogene Zahnpflege interessiert, kommt nicht an der Frage vorbei, ob sich die Verwendung einer Mundspüllösung oder eines Mundwassers gegen Karies, Bakterien und Co. bezahlt macht. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden beide Begriffe häufig synonym verwendet. Aus zahnmedizinischer Sicht müssen sie allerdings voneinander abgegrenzt werden. Bei einemMundwasser handelt es sich um eine kosmetische Lösung, die Inhaltsstoffe wie Extrakte aus Pflanzen und Kräutern oder ätherische Öle enthält. Es wird in der Regel mit Wasser verdünnt und bewirkt ausschließlich einen frischen Atem. Die Wirkung ist vergleichbar mit der eines Kaugummis, hat aber zahnmedizinisch keinen Einfluss auf Zähne, Zahnfleisch oder eine gesunde Mundflora.
Fertige Mundspülungen (auch Mundspüllösungen) besitzen hingegen vorbeugende oder heilende Inhaltsstoffe, die eine nachweisliche Wirkung vorweisen müssen. Sie lassen sich aufteilen in kariesverhütende Mundspülungen, zahnfleischpflegende Mundspülungen und medizinische Spülungen.
Welche Vorteile hat eine Mundspülung?
Zweimal tägliches Zähneputzen und Zahnseide für die Zahnzwischenräume sind in Bezug auf eine gute Mundhygiene essenziell. Doch auch damit können niemals alle Stellen von Zahnbelägen befreit werden. Gerade die Bereiche zwischen den Zähnen oder kleine Fugen zwischen Zahn und Zahnfleisch sind schwer zu reinigende Reservoirs für Bakterien. Hier können Mundspülungen helfen, auch diese Stellen – zumindest chemisch – zu reinigen. Vor allem für Patienten und Patientinnen mit prothetischen Versorgungen oder kieferorthopädischen Apparaturen, machen Mundspüllösungen als zusätzliche Mittel der Zahnpflege Sinn.
Mundspülungen enthalten viele verschiedene Inhaltsstoffe. Dabei sind Mundspülungen ohne Alkohol für die meisten Menschen am besten geeignet. Der Alkohol im Wasser trocknet die Schleimhäute aus und bietet somit keine optimale Pflege. Alkoholfreie Lösungen enthalten in der Regel nur natürliche Inhaltsstoffe wie Pflanzenextrakte und ätherische Öle, die vorwiegend einen frischen Atem verleihen. Ebenso wie beim Mundwasser haben sie eine kaugummiähnliche Wirkung, aber kaum Einfluss auf die Mundflora.
Während alkoholfreie Mundspülungen überwiegend den Mundraum erfrischen, wirken Mundspülungen mit Alkohol unter anderem desinfizierend. Bakterien werden beim Spülen abgetötet und das Risiko von Infektionen im Mund wird reduziert. Auch diese Lösung kann helfen, den bakteriellen Belag auf der Zunge zu reduzieren und so für einen angenehmeren Atem zu sorgen. Aber Vorsicht: Da der hohe Alkoholgehalt die Schleimhaut reizen kann, sollte nach dem Gebrauch sehr gründlich gespült werden. Zudem gilt es mit Zahnarzt oder Zahnärztin abzuklären, ob diese Art von Lösung überhaupt geeignet ist.
Welche Mundspülung für welchen Zweck?
Kariesverhütende Mundspülungen
Kariesverhütende Mundspülungen arbeiten vor allem mit dem Inhaltsstoff Fluorid, um der Neubildung von Karies vorzubeugen. Gerade die Kombination aus Zinnfluorid und Aminfluorid lockert die Zahnbeläge auf, damit sie einfacher entfernt werden können. Da wir grundsätzlich ausreichend Fluorid in Form von Salz oder Zahnpasta zu uns nehmen, ist eine kariesverhütende Mundspüllösung nicht immer und für jeden sinnvoll.
Nach Absprache mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin kann die Anwendung in vielen Fällen hilfreich sein, um die Mundhygiene zu verbessern und gerade die Zahnzwischenräume oder Apparaturen, wo die Zahnbürste nicht hinkommt, vor Bakterien zu schützen:
- bei freiliegenden Zahnhälsen
- bei Patienten und Patientinnen mit prothetischen Versorgungen
- bei Trägern und Trägerinnen von kieferorthopädischen Geräten wie Zahnspangen
- vor, während und nach einer Paradontitis-Behandlung
- für ältere oder eingeschränkte Menschen
Wichtig: Mundspülungen, die eine kariesvorbeugende Wirkung haben sollen, müssen mindestens 0,025 Prozent Fluorid enthalten!
Zahnfleischpflegende Mundspülungen
Mundspüllösungen für die Pflege des Zahnfleischs enthalten oft durchblutungsfördernde und antibakteriell wirkende Kräuter, Vitamine sowie – ähnlich den kariesvorbeugenden Spülungen – Aminfluorid und Zinnfluorid. Sie können die Symptome einer Zahnfleischentzündung mildern. Die Betonung liegt jedoch auf den Symptomen: Wenn das Zahnfleisch entzündet ist oder über längere Zeit blutet, ist das meist ein Indiz für Zahnfleischerkrankungen. Der Besuch in der Zahnarztpraxis ist hier unumgänglich, um die Ursache zu bekämpfen!
Medizinische Mundspülungen
Medizinische Mundspülungen mit besonderen Inhaltsstoffen wie beispielsweise dem bakterienabtötenden Wirkstoff Chlorhexidin werden zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Sie desinfizieren nach einer Parodontitis-Behandlung oder fördern den Heilungsprozess nach einem zahnärztlichen chirurgischen Eingriff. Auch bei Menschen, für die eine Pflege des Mundraums durch körperliche oder geistige Einschränkungen nicht möglich ist, wird diese Form der Spülung empfohlen. Sie ist ein apothekenpflichtiges Arzneimittel, das zeitlich begrenzt und grundsätzlich nur auf ärztliche Anweisung verwendet werden sollte, da es nach längerem Einsatz zu Zahnverfärbungen oder Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens durch das Chlorhexidin kommen kann.
Wie sollte ich Mundspülungen anwenden?
Wie häufig und wie lange die Mundspüllösung verwendet wird, hängt von der Art des Produkts ab. Handelsübliche alkoholfreie Mundspüllösungen oder Mundwasser können unbedenklich ein- bis zweimal täglich angewandt werden – am besten nach dem Zähneputzen. Jedoch sollte auf die individuellen Herstellerempfehlungen geachtet werden. Medizinische Lösungen sollten niemals verwendet werden, ohne zuvor mit Zahnarzt oder Zahnärztin gesprochen zu haben. Um vom Nutzen der Wirkstoffe maximal zu profitieren, sollte die Dauer der Mundspülung zwischen 30 Sekunden und einer Minute liegen. Ebenso sollten diese ohne Rücksprache nicht länger als 14 Tage verwendet werden.
Generell gilt: Für eine ausgewogene Mundhygiene sollte zusätzlich zu Zähneputzen, Zahnseide und Mundspülung niemals auf die regelmäßige Kontrolluntersuchung in der Zahnarztpraxis sowie auf die professionelle Zahnreinigung verzichtet werden. Die meisten Mundspülungen lindern lediglich die Symptome von Zahnfleischentzündungen, Mundgeruch und Co. Um die Ursachen zu finden und zu beheben – dafür ist der Gang in die Zahnarztpraxis unerlässlich!