Zähne putzen: So geht’s richtig

Autorin: Dr. Christin Steinbach
Veröffentlicht am: 30. März 2025
Für die Kariesvorsorge spielt neben der Wahl der richtigen Zahnbürste und Zahnpasta die gründliche Putztechnik eine entscheidende Rolle.
Die meisten von uns putzen sich regelmäßig die Zähne. Idealerweise greifen wir zwei Mal täglich zu Zahnbürste und Zahnpasta. Über die richtige Technik allerdings denken die wenigsten von uns nach. Dabei ist diese für die Zahnpflege essenziell, um Karies, Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis gezielt vorzubeugen.
Aber wie werden die Zähne eigentlich richtig geputzt? Welche Zahnbürste und Zahnpasta eignen sich am besten und welche Rolle spielen Zahnseide, Mundspülung und Co.? Nachfolgend gibt es die wichtigsten Zahnarzt-Antworten rund um das Thema Zahnpflege.
Wie oft sollte ich meine Zähne putzen?
Grundsätzlich gilt: zwei Mal täglich Zähne putzen ist ein Muss! – Und zwar morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafengehen. Im Laufe des Tages bildet sich auf den Zähnen ein Belag aus Bakterien, Speichel und Speiseresten. Wird diese Plaque nicht regelmäßig entfernt, entstehen daraus Säuren, welche den Zahnschmelz angreifen und zu Karies führen. Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch sind weitere Folgen von mangelhafter Zahnpflege.
Doch auch, wenn regelmäßiges Zähneputzen wichtig ist – übertreiben sollten wir es nicht. Wer zu oft oder mit zu viel Druck putzt, riskiert, den Zahnschmelz zu verletzen und das Zahnfleisch zu reizen. In bestimmten Situationen – beispielsweise bei kieferorthopädischen Apparaturen oder nach stark zuckerhaltigen Mahlzeiten – kann es sinnvoll sein, die Zähne drei Mal am Tag zu putzen. In der Regel jedoch reichen zwei Putzvorgänge täglich völlig aus, wenn diese sorgfältig und mit der richtigen Technik durchgeführt werden.
Besonders wichtig ist das gründliche Zähneputzen am Abend, vor dem Schlafengehen. Der Grund: Nachts fährt der Körper die Speichelproduktion stark herunter. Aber genau dieser Speichel ist unser natürlicher Schutz gegen Bakterien. Wer abends nicht putzt, lässt schädlichen Keimen quasi freie Bahn.
Und morgens? Sollten die Zähne vor oder nach dem Frühstück geputzt werden? – Eine Frage, die Zahnärzte und Zahnärztinnen immer wieder hören. Beides hat Vor- und Nachteile. Die Entscheidung hängt auch vom individuellen Tagesablauf ab. Wer morgens vor dem Frühstück putzt, entfernt direkt die nächtlichen Bakterienbeläge und startet mit einem frischem Mundgefühl in den Tag. Allerdings
lagern sich durch das Frühstück wieder Speisereste und Zucker an den Zähnen ab.
Wer nach dem Frühstück putzt, sollte den richtigen Zeitpunkt wählen. Nach dem Verzehr von säurehaltigen Lebens- und Genussmitteln (Obst, Fruchtsaft, Joghurt, Kaffee), heißt es: mindestens 30 Minuten abwarten. Die Säuren weichen nämlich den Zahnschmelz auf. Wird direkt gebürstet, könnte der Schmelz zusätzlich geschädigt werden. Einfaches Spülen mit Leitungswasser entfernt erste Speisereste, bevor die Zahnbürste sich später um die gründliche Reinigung kümmert. In der Zwischenzeit remineralisiert der Zahn, wichtige Bausteine wie Calcium oder Phosphat gehen in den Zahn zurück und er ist wieder besser geschützt.
Welche Zahnbürste ist am besten?
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Während die einen auf ihre klassische Handzahnbürste schwören, möchten die anderen ihre elektrische Zahnbürste nicht missen. Aber welche putzt wirklich besser? – Die Antwort: Beide Varianten sind gleich gut, vorausgesetzt die Technik stimmt. Wer mit der Handzahnbürste sorgfältig, systematisch und sanft putzt, kann genauso gute Ergebnisse erzielen wie mit einer elektrischen Zahnbürste. Umgekehrt bringt die modernste Schallzahnbürste nichts, wenn sie im Eiltempo oder mit zu viel Druck verwendet wird. Eine elektrische Zahnbürste ist also kein Muss. Aber: Sie kann in vielen Fällen hilfreich sein. Vor allem bei Kindern, bei Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit oder auch bei Personen mit Zahnspange, Implantaten oder festen Brücken.
Vor allem Schallzahnbürsten sind in diesem Zusammenhang spannend. Sie erzeugen durch ihre hochfrequenten Vibrationen gemeinsam mit Speichel, Wasser und Zahnpasta eine Art mikroskopisch kleinen „Tornado“, der Plaque auch an schwer erreichbaren Stellen löst – also dort, wo Borsten allein nicht hinkommen. Das macht sie besonders effektiv bei der Reinigung entlang des Zahnfleischsaums und in engen Zwischenräumen.
Wer trotzdem lieber zur Handzahnbürste greift, sollte auf folgende Punkte achten:
- Weiche bis mittelweiche Borsten, um Zahnfleisch und Zahnschmelz zu schonen
- Einen kleinen Bürstenkopf, der auch die hinteren Backenzähne gut erreicht
- Regelmäßiger Wechsel – spätestens alle sechs bis acht Wochen oder sobald sich die Borsten sichtbar verbiegen
Wie putze ich meine Zähne richtig?
Wer einfach wild drauflosschrubbt, reinigt nicht nur unzureichend, sondern riskiert auf Dauer auch Schäden an Zahnfleisch und Zahnschmelz. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Technik wird das Zähneputzen nicht nur effektiver, sondern auch deutlich schonender.
Am häufigsten empfehlen Zahnärzte die modifizierte Bass-Technik als effektivste Zahnputz-Methode. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sie nicht nur besonders effektiv gegen Plaque ist, sondern auch das Risiko für Zahnfleischentzündungen senkt. Zudem ist sie einfach zu erlernen – ideal für die tägliche Anwendung zu Hause.
Schritt für Schritt: Zähne putzen mit der Handzahnbürste (modifizierte Bass-Technik):
- Zahnbürste im 45°-Winkel ansetzen:
Setzen Sie die Bürste mit leichtem Druck am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch an – im Oberkiefer leicht nach oben geneigt, im Unterkiefer leicht nach unten. - Sanfte Rüttelbewegungen ausführen
Führen Sie kleine, fast auf der Stelle bleibende Rüttelbewegungen aus – gern auch leicht kreisend oder senkrecht. So werden Beläge gelockert, ohne das Zahnfleisch zu reizen. - Beläge zur Kaufläche ausbürsten
Nach dem Rütteln folgen kurze Auswischbewegungen in Richtung der Kaufläche – das transportiert gelöste Plaque zuverlässig ab. - Abschnitte mit je zwei bis drei Zähnen reinigen
Gehen Sie systematisch Zahn für Zahn bzw. in kleinen Gruppen vor – etwa zehn kleine Rüttelbewegungen pro Abschnitt reichen aus. - Frontzähne und Kauflächen nicht vergessen
Für die Innenseite der Frontzähne die Bürste senkrecht halten und vorsichtig auf- und ab bewegen. Die Kauflächen reinigen Sie zum Schluss mit kurzen Vor- und Zurückbewegungen.
Schritt für Schritt: Zähne putzen mit der elektrischen Zahnbürste
Auch bei der elektrischen Zahnbürste gilt: Technik und Systematik sind entscheidend. Einfach nur „drüberhalten“ reicht nicht – aber wildes Schrubben ist ebenso sinnlos.
- Setzen Sie den Bürstenkopf halb auf den Zahn, halb auf das Zahnfleisch. Üben Sie dabei keinen Druck aus. Die Borsten und die Bewegung der Bürste übernehmen die Reinigung für Sie.
- Folgen Sie einer festen Reihenfolge, genau wie bei der Handzahnbürste:
- Beginnen Sie bei der unteren Zahnreihe auf der Innenseite, z. B. am rechten hinteren Backenzahn.
- Bewegen Sie sich Zahn für Zahn zur gegenüberliegenden Seite. Folgen Sie dabei der natürlichen Kontur der Zähne.
- Achten Sie auf kleine, sanfte Bewegungen – keine großen Schwünge.
- Halten Sie die Bürste senkrecht, wenn Sie die Innenseiten der Front- und Backenzähne reinigen – besonders bei schwer zugänglichen Stellen. An den Außenseiten und auf den Kauflächen halten Sie die Bürste waagerecht.
- Weiter geht’s mit der Außenseite der unteren Zahnreihe, ebenfalls Zahn für Zahn. Danach sind die Kauflächen an der Reihe – hier können Sie die Bürste kurz aufsetzen und leicht gleiten lassen.
- Wiederholen Sie alles bei der oberen Zahnreihe – in der gleichen Struktur: innen, außen, dann die Kauflächen.
Gut zu wissen: Viele elektrische Modelle haben integrierte Timer oder sogar eine App-Steuerung, die durch das Putzprogramm führen. So wird keine Stelle im Mundraum vergessen.
Wie wichtig sind Zahnseide oder Interdentalbürsten?
Viele Menschen putzen ihre Zähne regelmäßig und gründlich – aber einen Bereich vergessen sie dabei oft: die Zahnzwischenräume. Dabei liegt genau dort das höchste Risiko für Karies und Entzündungen. Etwa 30 Prozent der Beläge und Speisereste sammeln sich an Stellen, die die Zahnbürste gar nicht erreicht. Vor allem an den Kontaktpunkten, wo sich zwei Zähne berühren, ist die Gefahr besonders hoch – dort entstehen die meisten „versteckten“ Kariesstellen.
Zahnseide oder Interdentalbürstchen gehören daher ebenso zur täglichen Zahnpflege wie die Zahnbürste. Welche Methode zur Zahnzwischenraumreinigung die Richtige ist, hängt sowohl von individuellen Vorlieben als auch von der Zahnstellung ab. Für sehr enge Zwischenräume ist Zahnseide häufig besser geeignet und leichter anzuwenden. Ob dabei die gewachste oder ungewachste Variante gewählt wird, ist Geschmackssache. Gewachste Zahnseide gleitet besser, die ungewachste reinigt dafür intensiver.
Welche Zahnpasta ist die Richtige?
Neben der richtigen Zahnbürste und den geeigneten Mitteln, um die Zahnzwischenräume zu reinigen, ist die Wahl der richtigen Zahnpasta entscheidend. Ob spezieller Kariesschutz, für empfindliche Zähne oder bei entzündetem Zahnfleisch: Die Regale im Supermarkt bieten eine Fülle von unterschiedlichen Zahncremes. Bei der Kariesprophylaxe kommt es vor allem auf den Fluorid-Gehalt an. Dieser stärkt den Zahnschmelz und schützt die Zähne vor Säuren, die durch Bakterien im Zahnbelag entstehen. Erwachsene benötigen eine Zahnpasta mit einem Fluorid-Gehalt von 1.000 bis 1.500 ppm. Auch Kinder sollten ab dem ersten Zahn zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta (1000 ppm) putzen. Entscheidend ist dabei die richtige Menge:
• Ab dem ersten Zahn bis zum 2. Geburtstag: Reiskorngroße Menge
• Ab etwa 2 Jahren: Erbsengroße Menge
So wird der Zahnschmelz geschützt, ohne das Risiko einer zu hohen Fluoridaufnahme. Kinder sollten beim Putzen immer beaufsichtigt werden, um versehentliches Verschlucken zu vermeiden.
Tipp: Es gibt spezielle Kinderzahnpasten mit fruchtigem Geschmack, die das Zähneputzen etwas angenehmer machen.
Zahnpasta für empfindliche Zähne
Wenn kalte oder heiße Speisen ein unangenehmes Ziehen verursachen, ist eine Sensitiv-Zahnpasta mit schmerzlindernden Inhaltsstoffen eine gute Wahl. Diese Produkte beruhigen die Nervenkanäle in freiliegenden Zahnhälsen und stärken gleichzeitig den Zahnschmelz.
Whitening-Zahnpasta
Zahnpasten mit aufhellender Wirkung können oberflächliche Verfärbungen entfernen, z. B. durch Kaffee, Tee oder Nikotin. Allerdings enthalten viele dieser Produkte abrasive (schleifende) Partikel, die bei häufiger Anwendung den Zahnschmelz abtragen können.
Deshalb: besser sparsam einsetzen – oder sich für eine professionelle Zahnreinigung oder Zahnaufhellung in der Praxis entscheiden.
Naturkosmetik & fluoridfreie Alternativen
Auch Zahnpasten ohne synthetische Inhaltsstoffe oder Fluorid gibt es inzwischen in großer Auswahl. Doch hier ist Vorsicht geboten: Ohne Fluorid fehlt der wichtigste Schutz gegen Karies. Wer bewusst auf Naturkosmetik setzen möchte, sollte daher darauf achten, dass Fluorid trotzdem enthalten ist.
Regelmäßig, gründlich und mit der richtigen Technik: So geht Zähne putzen richtig
Zähneputzen ist mehr als Routine – es ist aktive Vorsorge. Entscheidend sind dabei nicht nur Häufigkeit und Dauer, sondern vor allem die richtige Technik. Zwei Mal täglich putzen reicht in der Regel aus, besonders gründlich sollte es abends sein. Ob Hand- oder elektrische Zahnbürste – beide Varianten sind effektiv, solange systematisch und ohne zu viel Druck geputzt wird. Ergänzend sind Zahnseide oder Interdentalbürsten unverzichtbar, da sie die schwer erreichbaren Zahnzwischenräume reinigen. Auch die Wahl der Zahnpasta spielt eine zentrale Rolle: Fluorid schützt den Zahnschmelz und beugt Karies vor. Wer diese Grundlagen beachtet, legt den besten Grundstein für langfristige Zahngesundheit.
Und wie immer gilt: Bei Unsicherheiten oder Fragen sind Zahnarzt beziehungsweise Zahnärztin die richtigen Ansprechpartner:innen!
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