Zahnputztabletten: Zahnpflege aus der Tüte?

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey
Veröffentlicht am: 27. Januar 2025
Praktisch, klein und effektiv: Zahnputztabletten sollen die Zähne mit natürlichen Inhaltsstoffen nachhaltig reinigen. Doch halten die Tabs aus zahnmedizinischer Sicht ihr Versprechen?
Zahnputztabletten: Ursprünglich vor allem in Bio- und Unverpacktläden zu finden, haben sie mittlerweile ihren Weg in die Regale von Drogerien und Supermärkten geschafft. Als Alternative zur klassischen Zahnpasta versprechen die weißen Zahnpflegetabs strahlende Zähne und weniger Plastikmüll. Doch was steckt hinter diesem Trend? Wie funktionieren Zahnpflegetabletten? Wie unterscheiden sich ihre Inhaltsstoffe von herkömmlicher Zahnpasta? Und vor allem: Sind sie hinsichtlich des Schutzes und der Pflege eine vollwertige Option für die tägliche Mundhygiene?
Wie werden Zahnputztabletten verwendet?
Zahnputztabletten unterscheiden sich in ihrer Anwendung von herkömmlicher Zahnpasta, sind jedoch ebenso einfach zu nutzen. Die kleinen Tabs sehen aus wie normale Tabletten. Allerdings werden sie nicht geschluckt, sondern zerkaut. Dabei vermischt sich die Tablette mit dem Speichel. Eine cremige Paste entsteht, die ähnlich wie Zahnpasta verwendet wird. Sobald sich die Zahnputztablette vollständig aufgelöst hat, wird die Zahnbürste angefeuchtet und die Zähne können wie gewohnt geputzt werden.
- Tablette in den Mund geben und kurz zerkauen.
- Mit der Zunge die zerkaute Masse gleichmäßig im Mund verteilen.
- Zahnbürste mit Wasser anfeuchten.
- Zähne wie gewohnt für mindestens zwei Minuten putzen.
- Mund gründlich mit Wasser ausspülen, um Reste zu entfernen.
Wichtig: Für optimale Ergebnisse sollten die Herstelleranweisungen beachtet werden, da sich die genaue Anwendung je nach Marke leicht unterscheiden kann.
Welche Inhaltsstoffe enthalten Zahnputztabletten?
Die Inhaltsstoffe von Zahnputztabletten variieren je nach Hersteller. Viele Marken kombinieren natürliche und funktionale Inhaltsstoffe, um die Zähne optimal zu reinigen und zu pflegen. Häufig spielen mikrofeine Zellulose-Fasern eine zentrale Rolle. Das mechanische Reinigungsmittel entfernt Plaque effektiv von den Zähnen, ohne den Zahnschmelz anzugreifen. Zusätzlich enthalten Zahnputztabletten oft Natriumcarbonat, besser bekannt als Natron. Es neutralisiert Säuren im Mundraum und beseitigt leichte Verfärbungen. Zitronensäure in den Tabs regt den Speichelfluss an und wirkt als Säureregulator, was zur natürlichen Selbstreinigung der Zähne beiträgt. Ein weiterer Inhaltsstoff in vielen Zahnputztabs ist Siliciumdioxid, welches als schonendes Abrasivum die Zahnoberflächen gründlich reinigt. Für den frischen Geschmack sorgen natürliche Aromen wie Pfefferminz oder Kräuter. Menthol sorgt nicht nur für Frische, sondern unterstützt durch seine antimikrobiellen Eigenschaften die Mundgesundheit.
Damit sich die Tabletten im Mund gut auflösen und leicht aufschäumen, wird Natriumauroylglutamat als mildes Tensid eingesetzt. Gleichzeitig sorgen Süßstoffe wie Xylitol oder Erythrit dafür, dass kariesverursachende Bakterien gehemmt werden. Sie sind zudem bekannt für ihre zahnschützende Wirkung. Um die Form der Tabletten zu bewahren, setzen viele Hersteller auf Magnesiumstearat, das als Binde- und Trennmittel dient.
Zahnputztabletten sind gesundheitlich in der Regel unbedenklich, wenn sie sachgemäß verwendet werden. Es empfiehlt sich, auf hochwertige Produkte mit geprüften Inhaltsstoffen zu achten und bei Unsicherheiten den Zahnarzt oder die Zahnärztin zu konsultieren.
Sind Zahnputztabletten eine Alternative zu herkömmlicher Zahnpasta?
Zahnputztabletten werden als nachhaltige und praktische Alternative zu Zahnpasta beworben. Ebenso wie herkömmliche Zahnpasta, enthalten auch die meisten Zahnputztabletten Fluorid (Natriumfluorid). Dieses ist für die tägliche Zahnpflege wichtig, um die Zähne vor Karies zu schützen und den Zahnschmelz mit jedem Putzen zu remineralisieren. Laut Bundeszahnärztekammer sei für die Kariesprophylaxe entscheidend, dass die verwendeten Zahnputztabs eine ausreichende Menge an Fluorid enthalten. Zwar werben viele Hersteller mit der auch bei Zahnpasta üblichen Fluorid-Konzentration von 1450 ppm. – Doch der Unterschied liegt in der Menge der Substanz, die tatsächlich während des Zähneputzens im Mund ankommt. So wiegt eine Zahnputztablette oft nur rund 0,3 Gramm, während durchschnittlich 1 bis 1,5 Gramm normale Zahnpasta pro Anwendung genutzt werden. Damit gelangt durch die Zahnputztabletten nur ein Drittel bis ein Fünftel der Fluoridmenge in die Mundhöhle. Diverse Stellen, wie beispielsweise die Gutachter der Stiftung Warentest, bezweifeln daher die Wirksamkeit der Zahnputztabletten – schließlich wird für einen Putzvorgang nur eine Tablette empfohlen. Um die gleiche Fluoridmenge wie mit Zahnpasta aufzunehmen, wären vermutlich bis zu drei Zahnputztabletten notwendig. Zusätzlich setzen einige Hersteller auf fluoridfreie Alternativen wie Hydroxylapatit (HAP), das nach aktuellem Forschungsstand jedoch keine gleichwertige Alternative zu Fluorid darstellt. Wer sich für Zahnputztabletten entscheidet, sollte daher genau auf die Inhaltsstoffe und empfohlene Menge achten.
Zahnputztabletten: Vor- und Nachteile auf einen Blick
Nicht nur unterwegs, sondern auch für zu Hause im heimischen Bad gelten Zahnputztabletten häufig als umweltfreundliche Alternative zur klassischen Zahnpasta. Allerdings sollten bei der Entscheidung für oder gegen die weißen Tabs sowohl die Vorteile als auch die Nachteile gründlich abgewogen werden. Im Zweifel gilt: Wer unsicher ist hinsichtlich seiner individuellen Pflegebedürfnisse, sollte Fragen und Zweifel beim nächsten Vorsorgetermin https://www.lieblings-zahnarzt.de/zahnreinigung/ in der Zahnarztpraxis ansprechen!
Vorteile von Zahnputztabs:
- Nachhaltig: reduzierter Verpackungsmüll, da sie häufig in recycelbaren oder kompostierbaren Verpackungen angeboten werden.
- Reisefreundlich: Zahnputztabletten sind kompakt, platzsparend und laufen nicht aus – ideal für unterwegs und für das Handgepäck.
- Natürlich: Viele Zahnputztabletten verzichten auf synthetische Zusätze wie SLS, Mikroplastik oder künstliche Farb- und Aromastoffe.
- Reinigend: Trotz ihrer kompakten Form enthalten Zahnputztabletten die wichtigsten Inhaltsstoffe für eine effektive Zahnreinigung, oft einschließlich Fluorid.
- Weniger schäumend: Viele Zahnputztabletten schäumen weniger oder gar nicht, was von einigen Menschen als angenehm empfunden werden kann.
Nachteile von Zahnpflegetabletten:
- Gewöhnungsbedürftige Anwendung: Aufgrund von Konsistenz und Handhabung kann die Umstellung von Zahnpasta auf Zahnputztabletten zunächst ungewohnt sein.
- Geschmackliche Unterschiede: Zahnputztabs schmecken trotz Minzaroma weniger intensiv als Zahnpasta und bilden deutlich weniger Schaum.
- Höhere Kosten: Zahnputztabletten sind deutlich teurer als Zahnpasta. Je nach Hersteller beziehungsweise Marke ist ihr Preis etwa acht bis zehn Mal so hoch wie der von herkömmlicher Zahncreme.
- Nicht ausreichende Kariesprophylaxe: Einige Studien deuten darauf hin, dass Zahnputztabletten vor allem aufgrund der geringeren Fluoridmenge, die je Zähneputzen in den Mundraum gelangt, Karies nicht so effektiv vorbeugen wie herkömmliche Zahnpasta.
- Potenzielle Rückstände: Unvollständig aufgelöste Tablettenreste können im Mundraum verbleiben und möglicherweise den Zahnschmelz durch Abrieb beeinträchtigen
Fazit
Zahnputztabletten sind eine spannende Innovation in der Zahnpflege und punkten vor allem durch ihre nachhaltigen Eigenschaften und die praktische Handhabung. Ob sie eine herkömmliche Zahnpasta vollständig ersetzen können, hängt maßgeblich von den enthaltenen Inhaltsstoffen ab. Die Wissenschaft nimmt an, dass insbesondere das für die Kariesprävention wichtige Fluorid nicht in ausreichender Menge zugeführt wird. Die Studienlage rund um Zahnputztabletten ist derzeit jedoch noch nicht ausgereift. Wer auf Zahnputztabletten umsteigen möchte, sollte sich in jedem Fall zuvor beim Zahnarzt oder der Zahnärztin informieren.
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