Parodontitis und Alzheimer: Studien zeigen Zusammenhang

Dr. Eva-Maria Prey

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey

Veröffentlicht am: 16. September 2021

Lesedauer: 3 Minuten

Unbehandelte Zahnerkrankungen können zahlreiche weitere Krankheiten nach sich ziehen und unter anderem den Verlauf von Alzheimer im Gehirn begünstigen.

Längst kein Geheimnis mehr: Eine gute Zahngesundheit trägt entscheidend zur Gesamtgesundheit bei. Dennoch leiden rund 50 Prozent der über 35-Jährigen hierzulande unter Parodontitis, einer bakteriellen Entzündung am Zahnhalteapparat und neben Karies die zweite deutsche Volkskrankheit. Insbesondere die häufigste Variante, die chronische Parodontitis, stellt eine dauerhafte Entzündung im Körper dar, die sich systemisch auswirken kann. So führt Parodontitis zu Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes mellitus und fördert bei Schwangeren die Gefahr einer Frühgeburt.

Studien aus Großbritannien und den USA fanden zudem heraus, dass die Parodontitis-Bakterien Porphyromonas gingivalis in das Gehirn wandern und so den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung im Gehirn begünstigen – eine Erkenntnis, welche durch eine aktuelle Studie der Universität Greifswald gestützt wird.

Durch Parodontitis-Behandlung Gehirnsubstanz schützen

Die Demenzerkrankung Morbus Alzheimer entsteht durch einen Verlust von Gehirnsubstanz beziehungsweise einer Degeneration von Nervenzellen in speziellen Bereichen des Gehirns. In eben diesen Bereichen wurde bei Alzheimer-Patienten und Patientinnen vermehrt das Parodontitis-Bakterium Porphyromonas gingivalis nachgewiesen. Dieser Parodontitis-Keim liegt tief unter dem Zahnfleisch in Zahnfleischtaschen und dringt über den Blutkreislauf in die Gehirnsubstanz ein. Dort setzen die Porphyromonas gingivalis-Bakterien neurotoxische Gingipaine als Proteasen frei, die im Hirngewebe zum Absterben von Hirnzellen führen.

In seiner Studie untersuchte das Greifswalder Team die Korrelation von Parodontitis und Alzheimer und stellte einen Zusammenhang fest. Bei Betroffenen, die regelmäßig parodontal behandelt wurden, zeigten sich insgesamt weniger Verluste in Alzheimer-relevanten Arealen des Gehirns. Eine mögliche Erklärung: Durch die regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) wird unter anderem die Anzahl der entzündungsfördernden Zytokine reduziert, das Entzündungsgeschehen im Mundraum geht deutlich zurück und systemische Infektionen werden vermieden. Laut der Forschenden könne die Parodontitis-Behandlung Alzheimer vielleicht nicht verhindern, jedoch aber deutlich verzögern. Eine entscheidende Erkenntnis, die aktuell im Fokus weiterer Studien steht.

Durch Prophylaxe Parodontitis gezielt vorbeugen

Bei einer Parodontitis erkrankt der gesamte Zahnhalteapparat durch bestimmte Bakterien. Diese lösen eine körpereigene Immunantwort beziehungsweise eine Entzündungsreaktion aus. Die Folgen: Zahnfleischerkrankungen in Form von Schwellungen oder Zahnfleischbluten, Taschenbildung, Zahnfleischschwund und Knochenabbau bis hin zum Zahnverlust. Wie stark und ob Betroffene überhaupt auf parodontale Bakterien reagieren, ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen spielt die genetische Veranlagung eine entscheidende Rolle, zum anderen wird eine Parodontitis durch äußere Einflüsse wie beispielsweise Rauchen oder mangelnde Mundhygiene beeinflusst.

Untersuchungen wie die Greifswalder Studie zum Zusammenhang zwischen Alzheimer und Parodontitis machen eines deutlich: Parodontitis-Erkrankungen dürfen niemals auf die leichte Schulter genommen werden! Eine regelmäßige Vorsorge sowie die Kontrolle der Zahnfleischtaschen sind entscheidende Maßnahmen, um mögliche Entzündungsherde frühzeitig zu erkennen und die Parodontitis in mehreren Phasen professionell zu behandeln – besonders, wenn eine genetische Prädisposition vorliegen könnte, weil Eltern oder Großeltern bereits unter Zahnfleischschwund und gelockerten Zähnen beziehungsweise Zahnverlust gelitten haben.

Fazit: Eine umfassende Mundhygiene – sowohl zu Hause als auch durch die professionelle Zahnreinigung – ist noch immer der beste Weg, um nicht nur Parodontitis, sondern auch Karies vorzubeugen und damit Folgeschäden langfristig zu verhindern.

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