Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: ein riskanter Zusammenhang?

Dr. Eva-Maria Prey

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey

Veröffentlicht am: 30. Januar 2023

Lesedauer: 3 Minuten

Neue Untersuchungen zeigen eine deutliche Verbindung zwischen parodontalen Erkrankungen und dem Risiko für Gefäßveränderungen.

Fast 340.000 Menschen starben 2020 an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Damit zählen diese zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck oder Übergewicht gehören schon lange zu den bekannten Risikofaktoren für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Inzwischen zeigen mehrere Studien auch deutliche Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Gefäßerkrankungen. – Eine Gefahr, der sich die meisten Betroffenen – etwa 11,5 Millionen hierzulande – wahrscheinlich nicht bewusst sind. Doch was genau wird unter einer Parodontitis überhaupt verstanden? Wie gefährlich sind kranke Zähne und Zahnfleisch tatsächlich für unser Herz und was lässt sich dagegen tun? Nachfolgend gibt es Antworten auf grundlegende Fragen zu diesem wichtigen Thema.

Was ist Parodontitis?

Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats, die sowohl das Zahnfleisch als auch die Zähne betreffen kann. Ausgelöst wird sie durch bakterielle Zahnbeläge und Zahnstein sowie Bakterien v.a. in den Zahnfleischtaschen. Häufig verläuft die Parodontitis als „stille Krankheit“ lange Zeit unbemerkt, denn Symptome wie Zahnfleischbluten, geschwollenes Zahnfleisch oder Schmerzen treten meist erst spät auf. Die Bakterien können ungehindert das Gewebe und den Knochen angreifen und zerstören. Die Folge: Kranke sowie gesunde Zähne lockern sich und fallen im schlimmsten Falle ohne Behandlung schließlich aus. Da Parodontitis neben anderen Faktoren (wie z.B. Rauchen, Diabetes, Einnahme bestimmter Medikamente, schlechte Mundhygiene) auch genetisch bedingt sein kann, sollten Patient oder Patientin die behandelnde Zahnarztpraxis informieren, wenn Eltern oder Großeltern bereits parodontal erkrankt waren.

Unbehandelt kann eine Parodontitis auch schwere Folgen auf die allgemeine Gesundheit haben. So haben wissenschaftliche Studien immer wieder enge Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Herzkrankheiten aufgezeigt. Inzwischen ist belegt, dass die chronische Entzündung des Zahnhalteapparats maßgeblich das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöht oder deren Verlauf negativ beeinflussen kann. Aktuellen Untersuchungen zufolge haben Parodontitis-Erkrankte ein fast doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie beispielsweise Herzinfarkt.

Wie hängen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen?

Normalerweise beschränkt sich die Parodontitis auf den Mundraum. In manchen Fällen – wie beispielsweise der unbehandelten chronischen Form – kann sich die Parodontitis auf weite Teile des Körpers ausbreiten. So können die Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien über die Blutlaufbahn in andere Areale vordringen und schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Sie können zum Beispiel die Oberflächen von Gefäßwänden befallen und diese aufrauen und versteifen. Dadurch verändert sich die Blutstromgeschwindigkeit – es wird weniger Sauerstoff in die Gefäße transportiert. Das wiederum bildet die Basis für arterielle Verschlusskrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Zudem haben Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gemeinsame Risikofaktoren. Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, hohe Cholesterin-Werte, Übergewicht oder Stress erhöhen bei beiden Krankheiten das Erkrankungsrisiko. Aufgrund dieser Parallelen sollten Parodontitis-Betroffene stets auch beim Hausarzt oder der Hausärztin beziehungsweise in einer kardiologischen Praxis vorstellig werden.

Wie gefährlich ist Parodontitis für den Körper?

Die Parodontitis ist eine sehr ernste und häufig unterschätzte Erkrankung, die das Risiko für andere Krankheiten bedeutend erhöhen kann. Eines der größten Risiken ist die beschriebene Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die im schlimmsten Falle tödlich enden können. Aber auch zu Diabetes, Alzheimer und Krebserkrankungen stellt die Parodontitis einen relevanten Zusammenhang dar. Diese Verbindung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zähne eine potenzielle Eintrittspforte für Bakterien in den gesamten Körper darstellen und Keime in den Blutkreislauf gelangen können (Bakteriämie). Die Folge: eine Entzündungsreaktion im Körper. Diese stimuliert die Antwort des Immunsystems und stellt damit eine Belastung für den gesamten Organismus dar.

Wie kann Parodontitis wirksam verhindert werden?

Der einzig wirkungsvolle Weg, um Parodontitis und damit mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden, ist Prävention! Dazu zählen regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin, um potenzielle Probleme frühzeitig zu entdecken ebenso wie die professionelle, halbjährliche Prophylaxe. Zu Hause sorgt die richtige Mundhygiene dafür, Parodontitis gezielt vorzubeugen. Neben regelmäßigem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta, gehört auch die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten dazu. Vor allem Risikogruppen wie Diabetiker:innen oder Menschen mit Bluthochdruck sollten besonderen Wert auf eine gute Mundhygiene und Zahngesundheit legen. Mit der richtigen Pflege und der entsprechenden Vorsorge kann das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen durch Parodontitis vermindert und die Allgemeingesundheit langfristig verbessert werden.

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