Zähne putzen bei Kindern: So klappt es von Anfang an

Dr. Christin Steinbach

Autorin: Dr. Christin Steinbach

Veröffentlicht am: 15. August 2022

Lesedauer: 5 Minuten

Die richtige Zahnpflege bei Kindern ist die Basis für eine gute Zahngesundheit. Was müssen Eltern wissen und was tun, wenn die Kleinen nicht mitmachen möchten?

Mehr als die Hälfte der Zehnjährigen in Deutschland hatte schon Erfahrung bzw. Probleme mit kariösen Zähnen. 15 Prozent der Sechsjährigen hierzulande waren noch nie in einer Zahnarztpraxis. Zahnpflege bei Kindern scheint für viele Eltern ein schwieriges Thema zu sein. Während es bei einigen Familien problemlos klappt, wird bei anderen das Zähneputzen mit ihren Kindern jeden Tag zur Herausforderung. Wie lernen Kinder überhaupt richtig die Zähne zu putzen? Was müssen Eltern über Kinderzahnbürsten und -zahncremes wissen? Und was können Mütter und Väter tun, wenn die Kleinsten nicht mitmachen wollen? Der nachfolgende Artikel liefert hilfreiche Tipps und Erkenntnisse rund um das Zähneputzen bei Kindern.

Zahnpflege bei Kindern – die Basis für eine langfristige Zahngesundheit

Kinder brauchen Vorbilder! Sie lernen durch Spaß, Spiel und durch Nachahmung. Putzen Mama und Papa täglich morgens und abends ihre Zähne im Beisein der Kinder, erleben diese eine selbstverständliche Zahnpflegeroutine. Ab etwa einem Alter von zwei Jahren kann man mit Kindern beginnen, dass sie auch selbst die Zahnbürste halten und eigenständig putzen – es muss natürlich immer von elterlicher Seite nachgeputzt werden. Ein besonderes Highlight ist häufig, wenn Kinder ihre Zahnbürste beim Einkauf selbst aussuchen durften. Es gibt eine riesige Auswahl an Kinderzahnbürsten mit bunten Farben und beliebten Motiven wie Conni, Feuerwehrmann Sam oder Arielle, die Meerjungfrau. Die Erwachsenen sollten allerdings darauf achten, dass die gewählte Zahnbürste zum Alter passt. Diese unterscheiden sich hinsichtlich Bürstenkopfgröße und Härte der Borsten.

Zusätzlich zum täglichen Putzen empfehlen Zahnärzte und Zahnärztinnen, dass auch Kinder sich an Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten gewöhnen. Diese Hilfsmittel sind wichtig, um besonders die hinteren Backenzähne gründlich zu reinigen. Der Zahnschmelz der Milchzähne ist dünner und anfälliger für Karies – eine gute Mundhygiene ist von Anfang an unerlässlich!

Die richtige Zahnpasta für Kinder – mit Geschmack und Fluorid

Neben der Wahl der Zahnbürste spielt die richtige Zahnpasta für Kinder eine entscheidende Rolle. Wenn diese nicht schmeckt, wird das Zähne putzen mit Kindern äußerst herausfordernd. Die Palette der Kinderzahncremes im Verkaufsregal reicht von geschmacksneutral über milde Minze bis hin zu fruchtigem Erdbeer- oder Himbeergeschmack. Für die Milchzähne von Kleinkindern empfiehlt die KZBV ab dem 12. Lebensmonat bis zum zweiten Lebensjahr zweimal täglich eine fluoridhaltige Kinderzahncreme mit 1.000 ppm in Reiskorngröße. Zwischen zwei und sechs Jahren darf dieser Klecks dann erbsengroß sein.

Spätestens ab dem sechsten Lebensjahr wird eine Zahnpasta mit 1.500 ppm angeraten. Der Grund: Rund um dieses Alter bricht bei Kindern der erste bleibende Backenzahn durch – dieser braucht besonderen Schutz. In der selben Zeit kommen auch die ersten Wackelzähne und neue vordere bleibende Schneidezähne. Viele Kinder kommen in dieser Zeit in die Schule und sind stolz darauf, nun eine Zahnpasta für „große Kinder“ benutzen zu dürfen.

Insgesamt sollten Eltern ab dem sechsten Lebensjahr häufiger einen genauen Blick in den Kindermund werfen um zu schauen, ob ein neuer großer Zahn unterwegs ist. Einmal wöchentlich bietet ein Fluorid-Gelee aus der Apotheke einen zusätzlichen Kariesschutz für Schulkinder.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – Nachputzen bei Kinderzähnen

Selbst wenn die Kinder gefühlt gut und lange putzen, gilt für Eltern: Mindestens einmal täglich nachzuputzen ist auf jeden Fall bis zum achten Lebensjahr Pflicht! Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die motorischen Fähigkeiten bei Kindern unterhalb dieser Altersgrenze nicht ausreichen, um selbstständig ausreichend gut die Zähne zu putzen. Spätestens wenn die bleibenden Zähne da sind oder das Kind mitten im Zahnwechsel steckt, gibt es viele kleine Nischen, die schwierig zu putzen sind. Zudem neigen Kinder dazu, gerade bei lockeren Wackelzähnen zu vorsichtig und zu schonend zu putzen. Doch woran können Eltern erkennen, dass ihr Kind seine Zähne selbstständig allein putzen kann? – Ein guter Indikator ist erfahrungsgemäß das sichere Beherrschen der Schreibschrift. Kann das Kind flüssig schreiben, dürfen Eltern davon ausgehen, dass das Zähneputzen alleine gründlich klappt.

Früh übt sich – mit den Kleinsten in die Zahnarztpraxis

Der Zahnarztbesuch sollte für Kinder ganz normal sein. Deshalb ist es wichtig, bereits die Kleinsten daran zu gewöhnen – und zwar ab dem ersten Zahn. Spätestens mit eins oder 1,5 Jahren sollte ein Kind in jedem Fall das erste Mal beim Zahnarzt gewesen sein. Vor allem kleine Kinder müssen sich langsam daran gewöhnen, dass eine für sie fremde Person in ihren Mund gucken darf. Umgebung und Behandlungsroutine sollten auf die Kinder abgestimmt sein; Instrumente und Abläufe kindgerecht erklärt werden. Spielzeuge, vielleicht ein eigenes Behandlungszimmer für Kinder sowie kleine Geschenke aus der Schatzkiste zum Abschluss des Besuchs, bieten den kleinen Patienten spannende Anreize. Die Eltern sollten sich während des Zahnarztbesuches mit Fragen und Anmerkungen zurückhalten, um die Kinder nicht zu verunsichern. Idealerweise wurden die Kinder zu Hause auf den Besuch vorbereitet – beispielsweise mit einem gemeinsamen Blick auf die Teamfotos der Website.

Viele Zahnarztpraxen bieten eine spezielle Kinderprophylaxe an. Dabei werden die Kinderzähne nicht nur gereinigt, sondern zusammen geübt, wo und wie Kinder ihre Zähne besser putzen können. Häufig lernen sie auch „KAI“ kennen. Damit wird die richtige Zahnputzreihenfolge auf den Punkt gebracht: Kauflächen – Außenflächen – Innenflächen.

„Ich will das nicht!“ – Motivation und Durchhaltevermögen für Zahnputzverweigerer

Trotz bunter Zahnbürste und fruchtig-leckerer Zahnpasta gibt es Kinder, die das Zähneputzen schlicht und einfach verweigern. Hier heißt es: Nicht aufgeben und nicht die Nerven verlieren. Auf keinen Fall sollten Kinder zum Putzen gezwungen werden! Vor allem während der Autonomiephase (Trotzphase) wird die Zahnpflege oftmals zur Herausforderung. Schließlich lautet das Motto der Kleinen in dieser Zeit: „Selber machen!“ Häufig lassen sich Kinder auf Kompromisse ein: Nachdem sie geputzt haben, dürfen die Erwachsenen die „Zahnteufelchen oder -monster“ noch einmal ganz gründlich wegwischen.

Hilfreiche Tipps, um Kinder zum Zähne putzen zu motivieren:

  • Zahnsputzspiele oder Videos mit Zahnputzliedern aus dem Internet animieren auf spielerische Weise zum Zähneputzen
  • Gemütliche Putzpositionen für Babys und Kleinkinder, zum Beispiel angekuschelt auf Mamas oder Papas Schoß
  • Ausgedachte Zahnputzgeschichten für größere Kinder zum gemeinsamen Weiterspinnen
  • Eine eigene Kinderzahnputzstation mit Hocker, Schüssel und kleinem Spiegel
  • Feste Zahnputzzeiten und -abläufe helfen Kindern, sich täglich darauf einzustellen

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